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Possibly related to Wissen - Denken - Meinen - Correctiv macht Privatleben von AfD-Frau zum „Sexskandal“ | radioeins on Huffduffer

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869 Organspender*innen gab es im vergangenen Jahr, derzeit warten aber 8.500 schwer kranke Menschen auf ein lebensrettendes Organ. Bei jährlich hunderten Patienten und Patientinnen verschlechtert sich der Gesundheitszustand so dramatisch, dass eine Transplantation nicht mehr möglich ist oder sie während der Wartezeit sterben, weil nicht rechtzeitig ein passendes Organ gefunden wurde. Heute ist Tag der Organspende, Zeit über neue Strategien zu sprechen. Dazu ein Kommentar von Ulrike Bieritz.
https://www.radioeins.de/programm/sendungen/der_schoene_morgen/kommentar/ulrike_bieritz.html
Die Zahl der Rechtsextremisten steigt auch in Brandenburg schon seit Jahren. In den vergangenen Monaten sind laut Verfassungsschutz auch einige einschlägig bekannte Leute aus Westdeutschland dazugekommen, die sich hier ansiedeln wollen, um ihre Vision von einem homogenen, deutschen Siedlungsgebiet zu verfolgen.
https://www.radioeins.de/programm/sendungen/modo1619/_/ansiedlung-von-rechtsextremisten-aus-dem-westen-.html
Die Beschleunigung der digitalen Welt überfordert immer mehr Menschen. Das Leben erscheint unübersichtlicher und komplexer als jemals zuvor. Doch die Flucht in ein vermeintlich besseres Gestern hilft nicht weiter, so Dirk von Gehlen.
Von Dirk von Gehlen
Wäre es nicht viel zielführender, gar nicht mehr nach der einen einfachen Lösung zu suchen? Vielleicht sollten wir uns der eigenen Ratlosigkeit stellen und sie konstruktiv zu nutzen versuchen: Überforderungsbewältigungskompetenz wäre dann die zentrale zu entwickelnde Fähigkeit für eine komplexe Gegenwart. Das perfekte Symbol dafür ist ein Emoticon aus dem Internet: der schulterzuckende 'Shruggie', der sich aus Zeichen des japanischen Katakana-Alphabets zusammensetzt. Dirk von Gehlen entwickelt am Beispiel des 'Shruggie' die Grundzüge seiner Emoji-Philosophie als Ratgeber zur Ratlosigkeit für einen gelassenen Umgang mit dem Neuen.
Dirk von Gehlen, geboren 1975, ist Journalist, Buchautor und Crowdfunding-Pionier. Er war Chefredakteur von jetzt.de und leitet heute bei der "Süddeutschen Zeitung" die Abteilung Social Media/Innovation. Auf digitale-notizen.de bloggt er über die Veränderungen der Medienlandschaft.
Horst Seehofer weiß Bescheid. Zweifel sind dem CSU-Innenminister fremd. Er kennt sich aus. Denn: Horst Seehofer hat einen Masterplan. Der Begriff stammt aus dem Englischen und beschreibt das perfekte Vorgehen in einer komplizierten Situation: die eine richtige Antwort, der Königsweg, die optimale Lösung - das alles meint "Masterplan". Und Seehofer hat diesen Masterplan. Jedenfalls sagt er das. "Masterplan Migration" haben seine Kommunikationsleute die Ideen genannt, die der Innenminister Mitte Juni im Streit mit der Schwesterpartei präsentierte. In dem Krach, den er damit auslöste, ist ein Aspekt etwas untergegangen, der aber sehr hilfreich ist, um sich in der komplizierten Gegenwart zurecht zu finden: der Begriff Masterplan selber.
Wer diesen Begriff wählt, will damit deutlich machen: "Ich weiß Bescheid, Zweifel sind mir fremd. Ich kenne mich aus." Es gibt Menschen, die sich genau diese Haltung von Politikerinnen und Politikern wünschen. Gerade in einer unübersichtlichen Zeit vermittelt ihnen das Masterplan-Auftreten ein Gefühl der Sicherheit, der Struktur und der Übersicht. Sie denken: "Man muss nur dem Masterplan folgen, dann verschwindet die Unübersichtlichkeit schon wieder." Und wenn die Dinge noch nicht so sind wie gewünscht, dann kann das nur daran liegen, dass der Masterplan nicht richtig umgesetzt wurde.
So einfach ist das.
An dieser Stelle möchte ich ein Schulterzucken einfügen, das Sie nicht hören können. Aber vielleicht kennen Sie das Symbol fürs Schulterzucken aus dem Internet. Ein kleines Emoticon, elf Zeichen aus dem japanischen Katakana-Alphabet. Zusammengesetzt zu einer fröhlichen kleinen Figur, die ratlos mit den Schultern zuckt: der Shruggie.
Der Shruggie glaubt nicht, dass es so einfach ist. Denn wie auch beim Unionstheater diesen Sommer gehen die groß angekündigten Masterpläne meist nicht auf. Nicht selten gibt es für Probleme nämlich nicht die eine einfache Lösung, nicht den Masterplan. Vielleicht sollten wir stattdessen anerkennen,
"dass häufig mehr Faktoren auf eine Situation einwirken, als wir kontrollieren können."
So jedenfalls definiert der Soziologe Armin Nassehi Komplexität - und fordert: In einer komplexen Welt brauchen wir andere Fähigkeiten, eine neue Haltung.
Wir müssen lernen, dass ein vermeintlich zupackendes Aufbauen mit den Händen bei der nächsten Drehung dazu führt, dass man mit dem Hinterteil Dinge wieder umwirft, die man sich vorher mühsam zusammengefügt hatte. Und dass sie umfallen, liegt keineswegs daran, dass man sich so ungeschickt angestellt hat. Es gibt schlicht Verbindungen und Zusammenhänge, die man vorher nicht bedacht hat und die dann kurz vor der Verkündung des Masterplans zu Tage treten. Wer dies auf weltpolitischer Ebene beobachten will, sollte sich mal die Brexit-Verhandlungen anschauen. Aus dem Masterplan "Nur raus aus der EU" ist ein komplexes Puzzlespiel geworden, von dem sich einige der Hauptprotagonisten schon genervt zurückgezogen haben.
Vielleicht doch alles nicht so einfach.
Auch hier denken Sie sich bitte das schulterzuckende Emoticon hinzu: Shruggie.
Die Welt scheint nicht nur immer komplizierter zu werden, sie ist vor allem immer komplexer. Es bestehen Abhängigkeiten, die man vorab nicht erkennen kann. Es gibt Mehrdeutigkeiten, die einfache Lösungen unmöglich machen. Der Wissenschaftsautor und Kabarettist Vince Ebert stellt dazu sehr trocken fest:
"Komplexe Systeme haben keinen Masterplan. Viele von uns sehen das als Nachteil. Doch in Wirklichkeit ist das toll."
Wieder ein Schulterzucken. Aus voller Zustimmung.
Wir glauben, dass es diese eine gute Lösung geben kann
Denn wenn wir akzeptieren, dass es den einen Masterplan nicht gibt, kann das auch befreiend sein. Wir lösen uns dann von der gesellschaftlichen Sehnsucht nach der einfachen Antwort. Denn insgeheim glauben wir bei aller Mehrdeutigkeit dann immer noch zu gerne daran, dass es diese eine gute Lösung geben kann. Unabhängig von politischer Prägung und von gesellschaftlichem Thema kann man diese Masterplanisierung der Debatte in unzähligen Bereichen beobachten. Man erhebt seinen eigenen Ansatz zur einzigen Lösung. Es folgt: eine konfrontative Polarisierung und ein emotionaler Streit, der kaum zu einem Kompromiss führen kann.
Ein Beispiel abseits der politisch instrumentalisierten Schicksale flüchtender Menschen gewünscht? Dann fragen Sie mal bei einem Grundschulelternabend, ob die Kinder Smartphones nutzen sollen. Zur Antwort bekommen Sie zunächst die Bestseller befeuerte Vollablehnung: "Macht uns alle dumm und abhängig." Und dann im Gegenzug die euphorische Technikumarmung, die Tablet-Koffer für jede Klasse fordert. Oder Sie fragen auf einer Schriftstellertagung, ob es nicht geschlechtergerechter wäre, künftig von Schriftstellerinnen und Schriftstellern zu sprechen - statt stets nur die männliche Form zu wählen. Auch hier werden Sie Emotionen von beiden Seiten zur Antwort erhalten, wenn auch mit völlig entgegengesetztem Inhalt. Der Niedergang der deutschen Sprache wird Ihnen von der einen Seite prognostiziert - und von der anderen werden Sie hören, dass die Unterdrückung der Frau durch das generische Maskulinum auch im 21. Jahrhundert zementiert wird.
Beides schlimm, beides dringend, alles konfrontativ.
Keine Sorge, ich werde Ihnen jetzt zu keiner der genannten Fragen die eine richtige Antwort vorgeben. Nicht mal ein weiches "Lösung liegt sicher irgendwo in der Mitte" werden Sie von mir hören. Denn ich befürchte etwas viel Schlimmeres: Vielleicht haben gar beide Seiten Recht, die sich da so polarisierend widersprechen Denn das ist das Quälende an der Komplexität: dass es viele Wege geben kann. Die Wissenschaft spricht von Ambiguität, was Mehrdeutigkeit heißt.
Auch hier denken Sie sich nochmal einen schulterzuckenden Shruggie hinzu.
Vielleicht müssen wir nicht nur akzeptieren, dass die Welt komplexer und unübersichtlicher geworden ist. Vielleicht müssen wir dabei auch lernen, die Mehrdeutigkeit in möglichen Antworten auszuhalten. Ambiguitätstoleranz nennt man das. Die Fähigkeit, nicht mehr verzweifelt nach dem Masterplan zu suchen - und nach dem beruhigendem Gefühl, Recht zu haben, das damit einhergeht. In der Sprache des Internets könnte man das schwierige Wort Ambiguitätstoleranz mit den schon zitierten Zeichen aus dem japanischen Katakana-Alphabet übersetzen: mit dem fröhlichen Schulterzucken des Shruggie.
Emoticon hat das Zeug, eine Haltung für die komplexe digitale Gegenwart zu prägen
Der Shruggie ist fröhlich und gelassen - aber niemals gleichgültig. Die Zeichen in der Mitte des Emoticons zeigen ein freundliches Lächeln. Der Shruggie ist nicht nur die Vermenschlichung von Schriftzeichen, er ist auch auf der Seite der Menschen. Keine Wahrheit ist ihm wertvoller als die Humanität. Niemals würde er für eine Überzeugung Gewalt oder Hass rechtfertigen. Er zuckt nicht mit den Schultern, wenn Menschen leiden. Er versucht dann, aktiv zu werden. Aber nicht nach dem einfachen Muster der Alternativlosigkeit, sondern mit dem steten Zweifel, dass auch das Gegenteil richtig sein könnte. Hätte es den Shruggie schon gegeben, als Karl Popper seine Theorie vom kritischen Rationalismus formulierte, Popper hätte das Emoticon vielleicht sogar aufs Cover drucken lassen.
Ich habe Sie gebeten, sich den Shruggie hinzuzudenken, weil ich glaube, dass das Emoticon das Zeug dazu hat, eine Haltung für die komplexe digitale Gegenwart zu prägen. Nicht nur als Gegenentwurf für die Masterplan-Macher der Politik, sondern auch in zahlreichen anderen gesellschaftlichen Bereichen. In der Arbeitswelt, im Umgang mit den Herausforderungen der Digitalisierung und womöglich sehr grundsätzlich mit allem, was neu und fremd ist. Sascha Lobo hat die Shruggie‑Haltung sogar mal als die vielleicht erste Emoji-Philosophie beschrieben. Der Shruggie wagt einen Blick auf die Welt, der pluralistisch und offen ist. Und vor allem: digital. Das Emoticon ist Kind des Internets. Irgendjemand hat dort sogar mal geschrieben, der Shruggie drücke das Grundgefühl des digitalen Zeitalters aus, das Default-Internet-Feeling. Das Internet ist ein weltweites Netzwerk, das Länder-, Sprach- und Religionsgrenzen überwindet. Allein dass es das Internet gibt, kann man als Beweis dafür lesen, dass Rassismus und Ausgrenzung überholt sind. Wenn man so will, zeigt das Netzwerk der Netze, dass Brücken stärker sind als Mauern, dass Multi-Kulti wirksamer ist als Abschottung. Menschheitshistorisch ist das ein Geschenk - und eine Herausforderung. Denn diejenigen, die in Debatten im Web ihren Masterplan verbreiten wollen, nutzen die neuen Kommunikationsmöglichkeiten nicht selten, um Abgrenzung und Hass zu predigen. Der Shruggie als Kind des Netzes kann sie und uns daran erinnern, wie die Idee einer freien und toleranten Gesellschaft funktioniert - gerade im Internet. Das fröhliche Schulterzuc
Mit René Pfeiffer zum Schreiben von technischen Dokumentationen, den Unterschieden zum kreativen Schreiben, den ganz eigenen Herausforderungen an technische Schreiber und was alles schiefgehen kann, wenn man das nicht ordentlich macht.
Musik am Beginn: Adam Selzer, “Vintage News”
***
Shownotes
Links
Sascha Lobos Debatten-Podcast: Upload-Filter und Urheberrecht: Deutschland, das Land des Digital-Trumpismus
Mein Blogpost “Ja, wir brauchen ein neues Urheberrecht. Leistungsschutzrecht und Uploadfilter sind keine Lösung.”
Seite zu Lesungshonoraren und gerechter Vergütung bei den Mörderischen Schwestern
Initiative Urheberrecht
saveyourinternet.eu
juliareda.eu
Julia Reda auf Twitter
Logbuch Netzpolitik 259
Petition der DigitalCourage gegen Uploadfilter (DE)
Talk von pascoda bei der GPN18 zu den größten IT-Fails
Buzzfeedartikel zu Facebooks Datennutzung (auf Empfehlung im Wochendämmerung Podcast)
Facebooks Kamerazugriff
luchs.at
A beginner’s guide to writing documentation¶
The 7 Rules for Writing World Class Technical Documentation
Technical writing Types of User Documentation
Techniken der Projektentwicklung: Dokumentation
FH Dortmund: Technische Dokumentation
Für englische Texte, die nicht von Natives geschrieben werden:
Anwendungen der Leitlinie Regelbasiertes Schreiben – Englisch für deutschsprachige Autoren
Guter Sekundär-/Tertiärquelleneinstieg: 🙂
Wikipedia: Technische Dokumentation
Notizen
Auch technische Dokumentation kann spannend sein!
Technische Prozesse & Software müssen dokumentiert werden. Oft machen das die Techniker*innen “hinterher noch schnell”, mit all dem Wissen, das sie ohnehin haben.
Wenn eine Dokumentation verwendet werden soll, muss sie ja Information transportieren.
Wenn man einfach anfängt, eine Doku zu schreiben, ist schon etwas schief gegangen. Zuerst braucht man einen Plan und einen Ablauf.
Es gibt Ansätze, in denen auch für technische Dokumentationen ein Storyboard verwendet wird.
Auch Beispiele sind sehr hilfreich und machen oft den Großteil der Arbeit und Zeit beim Schreiben aus.
Bilder helfen auch.
In einer technischen Dokumentation sind Tätigkeiten beschrieben. Oft werden Schritte beschrieben und dann kommt im nächsten Schritt eine Information dazu, bei der es gut gewesen wäre, sie gleich von Beginn an zu haben.
Guter Tipp: Wie bei Strickmustern oder Rezepten immer einmal vorher komplett durchlesen!
Das sollte nach Möglichkeit aber nicht der Fall sein. Wenn eine Doku gut geschrieben ist, kann man sie Schritt für Schritt durchmachen, ohne sie zweimal zu lesen.
Auch Beispiele sollten passend ausgesucht sein. Es hilft nichts, wenn ein super komplexes Beispiel abgehandelt wird, aber der Leser den Einstieg nicht schafft.
Es ist immer gut, wenn man weiß, wo man ist. Auf Schreiber*innen-Seite ist also zu bedenken, wo sich der Leser*innen gerade befinden könnte. Analog zur Übersichtskarte mit dem roten Punkt “Sie sind hier”.
Es ist auch immer gut, wenn man die Software oder das Gerät wirklich kennt, über das man gerade schreibt. Selbst wenn man es selbst nicht gebaut hat, kann – und sollte – man sich mit denjenigen unterhalten, die es gebaut haben, um zu erfahren, was es denn tut, wie es funktioniert. Wichtige Fragen dabei sind, was man damit alles machen kann, wie man es in Betrieb nimmt / installiert, etc., was sind die Prozeduren/Prozesse, die das Ding machen soll, …
Das Wichtigste an einer technischen Dokumentation ist das Inhaltsverzeichnis. Danach, gleich am Anfang, sollten nicht gleich die komplexen Beispiele kommen. Am Anfang sollte man davon ausgehen, dass noch nichts da ist und die technische Doku soll die Anwender*innen dahin bringen, was sie eben machen wollen.
Eine Dokumentation ist dann gut, wenn sie den Bereich “FAQ – frequently asked questions” nicht braucht. Denn es sollte keine Fragen geben, wenn die Doku ordentlich geschrieben ist.
Was in Dokus oft fehlt, sind die Dinge, die schiefgehen können – die Take-Out, quasi.
Das Raketen- & Astronautenbeispiel war die Apollo8 – auch genannt im Talk von pascoda bei der GPN18 (ab Minute 17:22).
Wenn man ausgeschlafen ist, Kaffee hatte und alles super läuft, passiert selten was. Aber auch ausgebildete Menschen machen in Stress-Situationen Fehler. Deswegen gibt es in Flugzeugen Checklisten. Natürlich wissen Pilot*innen und Crew, was zu tun ist. Aber wenn Stress ist, kann so eine Checkliste sehr zur Beruhigung beitragen. Ebenso in der Notaufnahme. Checklisten wiederholen zwar viel, aber das schadet nicht.
Solche Listen, eine Troubleshooting-Abteilung und Fehlerbeschreibungen sollten in jeder Doku vorhanden sein.
Ebenso sollten Checklisten für die Anwender*innen vorhanden sein, um auftretende Fehler rekonstruieren zu können. Z.B. Welches Betriebssystem, welcher Browser in welcher Version, etc., um es den Menschen, die einem dann helfen wollen, einfacher zu machen, den Fehler nachzustellen.
Es gab auch mal so etwas Altmodisches wie Reparaturscheine.
Oft gehen Programmierer davon aus, dass die Anwender*innen wissen, welche Informationen benötigt werden. Die Erfahrung zeigt, dem ist nicht so.
Oft sind Menschen betriebsblind und reden in impliziten Aussagen, obwohl sie es besser wissen sollten.
Auch wenn Dinge klar sind, trotzdem lieber hinschreiben!
Man sollte auch Abbildungen und Diagramme als Stilmittel schätzen. Gerade für Abläufe sind.
Bankomaten sind oft schwer zu bedienen, weil sie eine Mischung aus Tastenfeld und Touchscreen haben und oft nicht klar ist, was zu machen ist oder welches Eingabewerkzeug jetzt funktioniert.
Ganz wichtig sind auch Begriffserklärungen. Beim kreativen Schreiben sind Wortwiederholungen ein No-Go. Beim technischen Schreiben ist das dagegen aber durchaus erwünscht! Wenn man nämlich für ein und dieselbe Sache 4 verschiedene Wörter verwendet, kann das zu Verwirrung führen; sowohl bei Lernenden als auch bei etwas erfahreneren Nutzer*innen.
Das liest sich vielleicht schlimm, aber wenn man ein Wort dauernd liest, merkt man es sich dafür auch schneller.
Technische Dokumentationen eignen sich nicht sehr zum Reimen.
Probleme können in unserer heute bereits sehr vernetzten Welt ein größeres Ausmaß annehmen als “ich versuche das nach dem Mittagessen nochmal”. Es ist mittlerweile nicht mehr unüblich, dass ein Problem ganze Infrastrukturen lahmlegt.
Notaufnahme, Feuerwehr, aber auch Menschen, die mit kritischen Infrastrukturen arbeiten, sind geschult, in Krisensituationen die Nerven zu bewahren. Niemand hat Feuerwehrleute schreiend in ein brennendes Haus rennen sehen, auch wenn die Familie noch drin ist, sondern sie sind darauf trainiert, die Nerven zu bewahren und die Familie inklusive Katze lebend aus dem Haus rauszuholen.
Was wir im letzten Jahr mit #wannacry gesehen haben war, wie kritische Infrastruktur durch eine sich selbst weiter verbreitende Welle an Erpressungstrojanern Teile von Krankenhäusern lahmgelegt hat. Für die Menschen in den jeweiligen IT-Abteilungen war das eine extreme Krisensituation. Da steht dann auf der Checkliste ganz oben: “Durchatmen.”
Die Informationsbeschaffung läuft normalerweise in Ruhe ab und im Krisenfall kommt man häufig in Bereiche, wo man konkret nichts tun kann.
So wie wenn man zu einem Unfall kommt. Da hat man die Information zu Beginn erfasst und weiß, dass man außer Erste Hilfe zu leisten, nicht viel tun kann – aber zuerst den Notruf absetzen!
Zurück zur Doku heißt das, dass man auch den Fall abbildet, dass die Anwender*innen nichts tun können und Hilfe brauchen und was in so einem Fall zu tun ist.
Allerdings: Wenn es wirklich gerade eine Krise gibt, will man nicht bei einer Hotline anrufen müssen – abgesehen davon, dass man nicht durchkommen würde.
Das Verhalten von Software und Menschen in Krisensituationen geht allerdings über die Möglichkeiten einer technischen Doku hinaus. Aber man muss die Fälle schon adressieren und nicht so tun, als gäbe es das alles gar nicht.
Auch der Fall eines unerwünschten Datenverlusts sollte abgedeckt sein. Zum Beispiel, wenn in einem System eine Festplatte kaputt ist und eine nicht, dann will man die richtige austauschen und eine Doku sollte dabei helfen und es nicht noch schlimmer machen.
Daten löschen kann jederzeit passieren! Nicht nur Autore*innen.
Backups! Backups! Backups!
Ein Backup hilft auch, wenn man z.B. eine Software auf eine neuere Version updaten möchte. Das Schlimmste, was passieren kann, wenn etwas schiefläuft ist, dass sich nichts ändert. Das entspannt ungemein.
Die technische Autorin hat auch eine Aufgabe als “Therapeut”, schlechte Nachrichten schonend beizubringen. 😉
Technische Dokumentation schreiben ist deswegen so aufwändig, weil man alles noch einmal durchspielen muss.
Es kann sein, dass Informationen in Dokus falsch sind oder nicht (oder schlecht) getestet.
Manchmal sind sie auch nur schlecht formuliert, dass man nicht versteht, was gemeint ist. Von automatischen Übersetzungs-Tools wollen wir jetzt noch gar nicht reden.
Vor allem sind oft ganz viele Informationen nur implizit in Dokus drin. Wenn man schreibt “mach ein Backup, ehe Du anfängst”, kann das durchaus bedeuten, dass dieses Backup zwei Tage braucht – das ist bei Mailservern, etc. durchaus üblich. Das sollte man aber auch erwähnen, dass Vorbereitungen einen bestimmten Zeitrahmen in Anspruch nehmen können, damit die Anwender*innen das gleich einplanen und nicht währenddessen drauf kommen.
Deswegen steckt üblicherweise viel Hirnschmalz und Zeit in einer technsichen Dokumentation. Die Aufbereitung und Strukturierung nimmt viel Zeit in Anspruch. Und ja, man kann auch Storyboards für Fakten machen! 😉 Man kann auch allen Komponenten Charakternamen geben und eine Story bauen. Im Falle von Servern ist das sogar eine ganz gute Idee. Falls es wirklich einen Malwareangriff gibt oder eine Hackerin sich in die Infrastruktur reingehackt hat, ist es schon gut, “Mailserver2” nicht auf dem Silbertablett zu servieren. Server “Gandalf” hat durchaus einen Sicherheitsaspekt.. Vor allem sollten alle Komponenten klar und unmissverständlich benan
share tweet share share pin it e-mail share In der ersten Episode der Searchmetrics Publisher Podcast Miniserie gibt Olaf Seydel, Senior Data Analyst, exklusive Einblicke in die Struktur und Arbeitsweise des SEO Teams bei Zeit Online.
Außerdem diskutieren wir, wie AMP für das Verlagshaus funktioniert und wie das Zusammenspiel zwischen Redaktion und SEO aussieht.
Jetzt anhören:
Weitere Episoden:
Search, AMP und Paywall-Strategie bei Zeit Online – Searchmetrics Publisher Podcast #1
Das sind die Speaker:
Olaf Seydel: Ich arbeite als Suchmaschinenoptimierer und Data-Analyst für ZEIT ONLINE. Als Tochterunternehmen des ZEIT Verlags mit Sitz in Hamburg und Berlin, ist ZEIT ONLINE mit www.zeit.de die am schnellsten wachsende deutschsprachige Plattform für anspruchsvollen Online-Journalismus und Leserdebatten mit Niveau.
Björn Beth:
Ich bin ein Online Marketer, Suchmaschinen-Spezialist (SEO) Teamleader & Manager. Ich arbeite als Director of Professional Services bei der Searchmetrics GmbH und führe dort die SEO-Consulting-Abteilung. Zuvor war ich als Head of SEO im Schweizer Medienhaus Ringier für die Publikationen der Blick Gruppe verantwortlich. Ich bin spezialisiert auf grosse und komplexe Webseiten, mit Fokus auf technischem SEO und Content Marketing.
Weiterlesen: Daten und Insights für Google-Rankings im Medienbereich
Shownotes:
BJÖRN BETH: Herzlich Willkommen zum Publisher Podcast! Heute mit OLAF SEYDEL, Senior Data Analyst und SEO bei Zeit Online. Wir stehen gerade hier am Askanischen Platz in der Zeit Online Redaktion. Schön, dass du da bist und schön, dass du uns eingeladen hast zu dir zu kommen.
OLAF SEYDEL: Schön, dass ihr hier seid.
BJÖRN BETH: Kannst du kurz mal erklären, für die Zuhörer ja sicherlich interessant, wie bei Zeit Online so das Team aussieht was sich um SEO & Daten kümmert? Wie sieht das Team aus, und vor allem wie seid ihr in der Redaktion eingebunden?
„SEO macht praktisch jeder bei Zeit Online.“
OLAF SEYDEL: Sehr gerne. Das Schöne ist SEO macht praktisch jeder bei Zeit Online und dafür haben wir jetzt seit einigen Jahren auch stark gearbeitet. „Wir“ bedeutet das Audience Development, das ist die Abteilung in der ich sitze und wir gehören zum Verlag. Zeit Online ist wie viele Publisher aufgeteilt in Verlag und Redaktion und das Audience Development ist eine Verlagsabteilung. Mein Chef Björn Wagner hat die Abteilung aufgebaut und ich bin 2013 für Suchmaschinenoptimierung an Bord gekommen. Mittlerweile sind wir drei Festangestellte das sind Björn Wagner, Simon Schwandner und ich. Simon kümmert sich vorrangig um die Datenanalyse, Datenerfassung und ich um Suchmaschinenoptimierung und Wachstum.
Wir haben in der Zeit parallel in der Redaktion ein Team aufgebaut, das nennt sich „Editorial SEO“ und die sind angegliedert an die Redaktion, also das ist keine Verlagsabteilung, wir sind halt zusammen ein Team auch wenn wir praktisch unterschiedlichen Herren dienen. Das leitet meine wunderbare Kollegin Jana Lavrov und dadurch ist der Austausch und Schlagabtausch auch toll, den wir haben. Denn ich komme aus der Suchmaschinenoptimierung und für mich zählt: Sind Sachen für Leute die Suchmaschinen nutzen gut optimiert? Wie kann ich da vielleicht noch ein bisschen mehr rausholen? Wie kann man das so anbieten, dass wir darüber mehr Nutzer gewinnen, die uns lieben lernen?
Und Jana kommt halt aus dem Journalismus und versteht Suchmaschinenoptimierung super, macht das ja jetzt auch schon länger, aber hat die für uns wichtige Brille von Journalisten auf, die auf die Sachen gucken. Mittlerweile hat sie noch zwei weitere Festangestellte bei sich im Team und im Prinzip geht jetzt eigentlich kaum noch was online bei Zeit Online, was nicht zumindest basic optimiert ist.
BJÖRN BETH: Kann man sich dann also eigentlich ja so vorstellen, dass ihr von der Verlagsseite die technische Voraussetzung schafft auf der Webseite und des Produktes und Jana dann wahrscheinlich eher so den Content Part übernimmt und sozusagen redaktionell das alles auf das Schiff setzt?
OLAF SEYDEL: Genau, also so erklären wir es in der Regel auch. Natürlich gibt es, wie das halt in der Suchmaschinenoptimierung ist, keine haarkleine Trennung an jeder Stelle. Wir sprechen uns eigentlich zu allen Themen stark ab, aber es gibt immer, ich würde sagen, unterschiedliche Bereiche wo der jeweils andere in den Lead geht. Also Jana kann viel eher beurteilen, ob etwas aus journalistischer Sicht passt oder nicht. Und das ist gar nicht mein Job, das würde ich nicht machen. Während ich dann stärker gucke: ok, können wir das so machen, dass auch die Suchmaschine das versteht.
BJÖRN BETH: Und ihr Arbeit war schon als Team zusammen, also ihr stimmt euch dann ja sicherlich auch ab?
OLAF SEYDEL: Genau. Natürlich über die Zeit hinweg dann läuft auch das Team in Berlin in der Redaktion so gut, dass vieles von alleine läuft. Das Team ist jetzt nicht irgendwie bei jeder kleinen Maßnahme in enger Abstimmung, sondern wir wissen halt das funktioniert, und wir müssen uns halt aus dem Verlag heraus auch um die Verlagsprodukte kümmern und um die ganzen Bereiche, die eher nicht zur Redaktion gehören, die aber auch für unsere ganzen Erlösmodelle und natürlich auch für die Nutzer von Zeit und Zeit Online wichtig sind, wie Stellenmärkte und Orientierungsangebote zum Studium, oder andere Rubriken-Märkte.
BJÖRN BETH: Und du hast ja gerade gesagt das Team um Jana jetzt neu implementiert wurden sozusagen in der Redaktion. Wie hat das der Journalist wahrgenommen?
OLAF SEYDEL: Ich würde sagen eigentlich sehr gut. Also ich musste das ein halbes Jahr lang praktisch mitmachen bevor Jana an Bord war. Und ich erzähle ja am liebsten die Geschichte, dass, als ich angefangen habe, ich viel mit Journalisten darüber diskutiert habe, dass man hier vielleicht in die Überschrift eines Artikels schreiben könnte worum es im Artikel geht. Und als Jana hier war, hat es nicht lange gedauert bis sich Journalisten gestritten haben, ob das Google jetzt versteht was sie da machen und ob Google Nutzer damit nicht klarkommen. Da sieht man einfach die Art, natürlich auch der Charme der Kolleginnen, wie sie als Journalistin das erklären und beibringen kann. Es ist halt effektiver bei uns, als wenn ich jetzt aus dem Performance Marketing heraus da die Klick-Keule schwingen würde.
„Was sind so typische KPIs bei einer Publishing-Seite?“
BJÖRN BETH: Du hast ja auch noch den Senior Data Analyst in deinem Titel. Was sind so typische KPIs bei einer Publishing-Seite? Worauf optimiert ihr, worauf schaut ihr wöchentlich/monatlich?
OLAF SEYDEL: Erstmal schauen wir auf die Reichweitenentwicklung, was da in Deutschland sehr starke IVW und AGOF ist, das heißt bei der IVW stärker die Visits bei der AGOF die Nutzererhebung. Wir selbst schauen noch auf ein paar mehr relevante Punkte, wie verhält sich unsere PI / Visit-Ratio um auch zu gucken, wie entwickeln sich unsere Ad-Impressions. Dann ist auch weiterhin Banner Werbung einfach eine wichtige Erlösquelle. Auf der anderen Seite haben wir ein sehr gutes Rubriken Geschäft. Das heißt, wir schauen auch auf bestimmte Interaktionen, Seitenaufrufe im Stellenmarkt Bereich, auf Interaktion mit unseren Studium-Interessentest, worüber wir auch wiederum Registrierung generieren. Auch Registrierungen sind bei uns eine wichtige KPI, wie viele Leute binden sich eigentlich ans Produkt und dann natürlich nicht zuletzt Abo-Abschlüsse.
BJÖRN BETH: Wenn man im E-Commerce arbeitet, da arbeitet man ja viel mit Conversions, also ist das Produkt gekauft ist das eine Conversion. Ich kann mir vorstellen, wo du ja schon Registrierung und sowas genannt hast, dass bei euch einen Conversion als Registrierungen bemessen wird. Gibt es andere Events/Conversions, die ihr misst, nach denen ihr denn da auch optimiert?
OLAF SEYDEL: Also im Sinne einer Conversion betrachten wir wirklich vorrangig die Registrierung und die Abo-Abschlüsse. Ansonsten achten wir ganz stark auf die reine Reichweite, also wie viele Visitor Visits, Page-Impressions machen wir und wie entwickelt sich das als auch wie sind die einzelnen Quoten, wie viel interagiert einen einzelnen Nutzer, wenn wir ihn als Nutzer erfassen können wir nicht nur als Client mit der Seite. Das sind so Sachen, die wir uns angucken. Was sind unsere täglichen aktiven Nutzer auf der Seite und wie viele davon sind mittlerweile angemeldet unterwegs. Das sind so die Punkte.
BJÖRN BETH: Jetzt habt ihr seid ungefähr 2017 sowohl freie Artikel als auch Artikel hinter einer Paywall. Das war ja vor 2017 noch anders. Ich kann mir vorstellen, dass sich aus SEO Sicht das eine große Herausforderung war eine Paywall zu implementieren. Könntest du kurz erklären wie das so war, was war die Herausforderung, vor allem wie wurde das auch eingebunden in dem Prozess der Implementierung?
OLAF SEYDEL: Das war ein super Projekt dadurch, dass wir sowohl für die Datenerfassung da sind als Abteilung, als auch für die Suchmaschinenoptimierung war das Audience Development von Anfang an mit dabei. Auch bei der Planung der Maßnahmen. Unser Closed Content Model ist mehrstufig, das heißt wir haben sowohl freie Artikel, als auch Artikel, die registrierungspflichtig sind. Da legt der Nutzer bei uns einen Account an und kann dann frei weitere Artikel benutzen und wir haben Artikel, die sind wirklich Abo-pflichtig.
Und das Schöne daran ist aus SEO Sicht, dass wir relativ früh festgelegt haben, wir wechseln nicht die URL. Das ist unterschiedlicher Content, der auf der gleichen URL ausgespielt wird. Das erleichtert einmal Suchmaschinenoptimierer eine ganze Menge. Man muss sich da weniger um duplicate Content oder Gap Parametern kümmern. Auf der anderen Seite ist es natürlich, wenn man Sachen, wie First Click Free damals noch was ja zu dem Zeitpunkt noch aktiver war, experimentiert muss man stark darauf gucken, versteht Google das so wie es geplant ist läuft man die Gefahr, dass es aussieht wie Cloaking. Das ist definitiv eine starke Herausforderung gewe
Zum Thema Urheberschutz bis 70 Jahre nach dem Tod: Es gibt ja nur wenige die davon wirklich wirtschaftlich profitieren wie z.B. Disney. In vielen Fällen ist es egal, weil das Werk keine Relevanz mehr hat. Die ärgerlichen Fälle sind ja die wo es Interesse an einem Werk gibt aber die Inhaber des Urheberrechts sich nicht darum kümmern es Zugänglich zu machen. Hier ist es doch Sinnvoll eine Regelung zu schaffen wie es sie im Patentwesen gibt: man zahlt dafür jedes Jahr das sein Recht erhalten bleibt. Und diese Gebühr steigt jedes Jahr an. Dann kann man jedes Jahr schauen lohnt es sich noch lohnt oder man gibt es frei. Diese Regelung hat zwei Vorteile die Gesellschaft wird finanziell dafür Entschädigt das sie das Werk nicht frei nutzen kann, der Rechteinhaber hat aber auch ein finanzielles Interesse es Zugänglich zu machen. Ein Monopolschutz der einem von der Gesellschaft gewährt wird kostet halt Geld.
Bei Patentwesen geht dies aber auch nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Sondern spätestens
20 Jahren nach Anmeldung der Erfindung ist Schluss. Dies ist auch wichtig. Stellen wir uns einmal vor, für Erfindungen würde die 70 Jahre nach dem Tod Regel gelten:
Marconi, der die wichtigen Grundlagen-Erfindungen zur drahtlosen Kommunikation gemacht hat, starb 1937. Wenn alle Seine Erfindungen erst 2007 frei geworden wären, hätte sicher 2007 nicht das Smartphone Zeitalter begonnen.
https://logbuch-netzpolitik.de/lnp248-hack-back
In dieser Podcast-Folge werfe ich mit meinem Gast Daniel Kroeger von Acatis einen Blick auf den Alltag eines Fondsmanagers. Und wir klären die Fragen, wie er bei der Aktienauswahl vorgeht, wie die Kosten zustandekommen und ob ETFs eine starke Konkurrenz für aktive Fondsmanager darstellen. Viel Spaß beim Hören!Ich habe Daniel vor 2 Jahren auf dem Finanzbarcamp in Offenbach kennengelernt. Dort hielt er einen interessanten Vortrag über seinen Alltag als Fondsmanager. Seitdem stand er auf meiner Interviewliste für den Podcast. Jetzt hat es geklappt und wir sprechen in 75 Minuten über den Alltag als Fondsmanager, Value Investing, Aktienbewertungen, Aktienauswahl, die ETF-Konkurrenz und viel mehr.InhaltsverzeichnisFür den Einstieg empfiehlt Daniel folgende Bücher:Shownotes:Du findest den Podcast mit Daniel Kroeger von Acatis auf folgenden Plattformen:Die Podcastfolge gleich anhörenZusammenfassung des InterviewsFür den Einstieg empfiehlt Daniel folgende Bücher:Joel Greenblatt – Die Börsen-Zauberformel*„Ein Muss für jeden Beginner, um einfach zu verstehen wie „Wert“ in einem Unternehmen entsteht. Sollte Pflichtlektüre in der Schule werden.“Roger Lowenstein – Buffett: The Making of an American Capitalist*„Roger Lowensteins inoffizielle Biographie über Buffett – lese ich jedes Jahr einmal“Peter Lynch – Der Börse ein Schritt voraus*„War das Einstiegsbuch von mir.“Charlie Munger – Ich habe dem nichts hinzuzufügen*„Der geniale Partner von Buffett mit vielen Lebensphilosophien“Howard Marks – Der Finanz Code*Eine ausführliche Zusammenfassung findest Du weiter unten in diesem Artikel.Diese Folge wird Dir präsentiert von Kritische Anleger, dem kritischen Finanzportal. Das Team von Kritische-Anleger vergleicht und bewertet Finanzprodukte – vor allem Tagesgeld, Festgeld, Crowdinvesting und Girokonten. Abgerundet wird die Plattform von ganz vielen Erfahrungsberichten von Nutzern. Schau doch mal vorbei.Shownotes:Zu Daniels Podcast „Die Sache ist die“Zum Twitter-Account eflation von DanielZum angesprochenen Interview mit Daniel „Europäische Aktien sind günstig“Mehr über den Europa-Fonds bei MorningstarMehr über das Value Investing von AcatisDu findest den Podcast mit Daniel Kroeger von Acatis auf folgenden Plattformen:Anhören über OmnyAbonnieren über iTunes (iOS)Anhören über Podcaster (PC, Download und Android)Anhören über Podcast.deAbonnieren über Stitcher (iOS, PC + Android)Direkt downloadenDie Podcastfolge gleich anhörenZusammenfassung des InterviewsÜber Daniel:Daniel stammt aus Recklinghausen, lebt aber seit 10 Jahren in Frankfurt, wo er als aktiver Portfoliomanager bei der Firma ACATIS Investment arbeitet.Was heißt Fondsboutique? Vertreibt ihr die Fonds auch?Wir sind bei ACATIS etwa 25 Leute. Vier Leute im Portfolio Management, die aktiv die Fonds managen. Darüber hinaus gibt es noch ein Vertriebsteam. Wir gehen nicht direkt an Privatkunden, unsere Kunden sind eher Sparkassen, institutionelle Kunden, Stiftungen, Kirchen, das erstreckt sich auch über die deutschen Grenzen hinaus.Kann ich mir als Privatkunde auch ACATIS Fonds ins Portfolio legen?Ja, die Fonds sind alle gelistet.Dein Chef Dr. Hendrik Leber ist eins der prägenden Gesichter der Anlagemagazine, der als führender Experte mindestens dreimal jährlich vors Mikrofon geholt und nach den Jahresaussichten oder dem Jahresrückblick gefragt wird. Was ist das Besondere an seiner Firma ACATIS?Es gibt viele schöne Dinge. Wir alle sind von Neugierde getrieben. Ich lebe davon, jeden Tag zu verstehen zu versuchen, wie gewisse Dinge funktionieren. Ich habe eine große Entscheidungsfreiheit, wenn es darum geht, welche Firmen ich besuche und wo ich zu diesem Zweck hinreise. Wir sind alle Generalisten. Ich habe einen Tech-Fokus, versuche aber genauso die Maschinenbauer und Biotechcompanies zu verstehen. Herr Dr. Leber unterstützt und fördert das.Wir sind ein gutes und homogenes Team. Herr Dr. Leber hat ein sehr gutes Gespür dafür, die passenden Leute auszusuchen.Du kommst eigentlich aus der IT-Branche. War dein Interesse am Thema Börse/Aktien bereits vorher geweckt oder wie kam es, dass du Fondsmanager geworden bist?Das grundsätzliche Interesse an Finanzen entwickelte sich vor und mit dem Studium. In meiner Familie hat die Oma die Finanzen geleitet, in früheren Jahren auch Anleihen und Aktien gekauft. Im Studium haben mich Kollegen, die wussten, dass ich mich für Aktien interessiere, gefragt was sie denn kaufen sollen. Also habe ich jeden Sonntag meinen Freunden geschrieben, dass sie sich die und die Aktie anschauen sollen. Irgendwann kam ich auf die Idee, eine Art Newsletter zu schreiben. Das hat hervorragend funktioniert, so dass wir nach anderthalb Jahren knapp 100.000 Abonnenten hatten. Wir haben den Newsletter dann kostenpflichtig gemacht und 10.000 Abonnenten sind übrig geblieben. Eine sehr gute Einnahmequelle als Student.Zur Börse gebracht hat mich dann der Fondsmanager Karl Fickel, der mehrmals Fondsmanager des Jahres war und die Fondsgesellschaft Lupus Alpha gegründet hat. Den haben wir damals mit 18 oder 19 in Frankfurt besucht, das hat ihm so imponiert, dass er uns ein Praktikum angeboten hat. So kam der Stein ins Rollen. Ich habe 2006 mein Studium beendet und 2007 angefangen zu arbeiten, zunächst bei der Universal Investment, einer Kapitalgesellschaft. Also ein Haus, in dem Fonds aufgelegt werden, und das verantwortlich ist für das Einhalten der gesetzlichen Grenzen. Der Job war mehr ein Handelsjob. Das war eine gute Schule um zu verstehen, wie so ein Fondsvehikel funktioniert. Wer hat welche Interessen, welche Gesetzeslage gilt, wie funktioniert der Markt. Nach dreieinhalb Jahren bin ich dann zu ACATIS gewechselt.Was ist das Jobprofil eines Portfolio-Managers?Kein Tag ist wie der andere. Mein Job ist sehr stark geprägt von einer Reisetätigkeit, ich komme auf ca. 120 Reisetage im Jahr. Die Hauptaufgabe ist, Aktien zu finden, von denen ich glaube, dass sie einen höheren Wert haben, als der Aktienmarkt grade suggeriert. Der Job besteht auch stark aus Lesen: von Tageszeitungen bis hin zu verschiedensten Internetportalen. Natürlich hat man auch ein gewisses Netzwerk und tauscht sich aus. Es gibt gewisse Prozesse, um unterbewertete Aktien zu finden. ACATIS hat einen eigenen Datenserver, um Aktien zu filtern und zu finden. Daraus ergibt sich eine Grundsubstanz, in die man dann tiefer reinschaut. Ich lese viele Geschäftsberichte, ich bin bei den Unternehmen vor Ort, ich spreche mit den Vorstandsvorsitzenden, versuche das Unternehmen zu verstehen, indem ich mir Werkshallen und Maschinen anschaue, etc. Und ich besuche auch Konferenzen, wo sich Unternehmen präsentieren.Ich manage selber einen Europa-Fonds. Mit unserem externen Partner Frank Lübberstedt manage ich außerdem seit einem Jahr den Deutschland-Fonds. Es gibt bei ACATIS auch einen globalen Fonds, da sind alle im Team gefragt, passende Themen zu liefern und Aktien vorzuschlagen.Als Fondsmanager verantwortest du den ACATIS Aktien Europa Fonds UI. Was steckt genau dahinter?Ich kann komplett von Portugal bis nach Russland und von Norwegen bis Italien investieren, das erstreckt sich für mich als Europa. Der Fonds ist so aufgeteilt, dass er einen großen Anteil an small und mid caps hat, aber auch bekannte stabile Werte. Es gibt zwei Aktientypen, die in diesen Fonds kommen, zum einen sind es die stabilen Werte, die man sehr gut einschätzen kann. Da suche ich nach Qualitätsaktien zu einem guten Preis, also wenn sie gerade etwas schwächeln. Die andere Hälfte besteht aus Aktien, die massiv gelitten haben, sogenannte Turnaround-Kandidaten. Ich möchte besser sein als der DAX oder der MSCI Europa.Die dritte Eigenschaft in meinem Fonds: Ich suche Weltmarktführer, aber Weltmarktführer in Nischen. Deutschland ist da die Nummer 1, wir haben momentan 1.300 Unternehmen, die Spezialanbieter irgendwo in den Nischen sind.Der Banken- und Finanzsektor wird von vielen gemieden. In einem Interview hast Du auf die ING aus den Niederlanden und die britische Metrobank hingewiesen, die du beide auch im Aktien Europa Fonds drin hast. Worin unterscheiden die beiden sich von anderen europäischen Banken?Die ING habe ich nicht im Portfolio, nur die Metrobank. Grundsätzlich ist der Value Investor immer vorsichtig bei Banken, weil man nie weiß, was sich in dieser Bankenbilanz hinter den Buchwerten verbirgt. Ich möchte böse Überraschungen vermeiden. Die Metrobank ist vom Gründer Vernon Hill nach einem besonderen Konzept aufgezogen. Wenn du in die Bank kommst, sieht alles erstmal sehr hell und freundlich aus, die Bank ist völlig auf Service aus. Die haben Öffnungszeiten von morgens um sieben bis abends um neun, sogar samstags und sonntags ist geöffnet. Die Metrobank macht eigentlich nur Einlagengeschäft. Sparbuch, Girokonto, Baufinanzierung. Dinge, die man relativ einfach nachvollziehen kann. Vernon Hill hat mal geschrieben, er möchte Kunden haben, die Fans sind. Genau das ist das Geheimnis.Die Banken merken ja, dass sie ihr Modell nicht so weiterfahren können wie bisher, weil die Leute mittlerweile etwas anderes haben wollen. Mit Blockchain etc. wird sich das Bankenmodell noch weiter aufweichen und da wird sich so manche Bank in den nächsten 10-15 Jahren noch umgucken.Also schaust du dir die Geschäftsmodelle vor Ort an und überzeugst dich selbst?Genau, ich fange am Schreibtisch mit dem Geschäftsbericht, den Präsentationen und Transkripten von CEO-Reden an. Wenn ich das spannend finde und die Mechanik dahinter verstehe, dann fahre ich hin, schaue mir das Unternehmen an und spreche mit Mitarbeitern und dem Vorstand. Dann fange ich mit einer kleinen Position in meinem Fonds an und verfolge die Aktie, die Entwicklung und die Quartalszahlen. Wenn ich überzeugt bin, stocke ich die Position auch auf.Die Wertentwicklung deines Fonds ist wirklich gut. Wie ist denn die Kostenstruktur?Ich manage den Fonds seit knapp fünf Jahren, in dieser Zeit komme ich auf umgerechnet 13% Rendite pro Jahr.Es gibt zwei Tranchen, die Tranche als Publikumsfonds und die institutionelle Tranche
Gerade beginnen die Sondierungsgespräche für eine mögliche Jamaika-Koalition aus CDU, CSU, Grünen und Liberalen. Nachdem die FDP nun wieder im Bundestag vertreten ist, läuft es also auf eine Regierungsbeteiligung der Liberalen zu. In einem Gespräch mit dem ehemaligen Bundesinnenminister Gerhart Baum wollten wir seine Bewertung des politischen Zeitgeists erfahren und blicken zum einen zurück auf die letzten Jahre und die Beschlüsse der Großen Koalition in Sachen Überwachung und zum anderen in die Zukunft: Was kann eine Jamaika-Koalition mit Grünen und Liberalen für die Freiheitsrechte bringen? Wir sprechen außerdem über Geheimdienste und den Rechtsstaat, bewerten die politische Leistung einiger Spitzenpolitiker der letzten Legislaturperiode und orakeln über die Koalitionsverhandlungen.
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Das Gespräch zwischen Gerhart Baum, Frank Rieger und Constanze Kurz ist als Podcast (mp3) verfügbar. Alternativ gibt es auch eine ogg-Version. Das Transkript ist nicht wortgenau, sondern eine leicht gekürzte Fassung. Die Musik im Podcast ist aus Finnland von Antti Luode: Anttis Instrumentals, CC BY 3.0.
Bürgerrechte in der Politik
Constanze Kurz: Im netzpolitik.org-Podcast sind wir heute zu dritt und haben einen besonderen Gast, den wir kurz vorstellen wollen: Gerhart Baum, den viele kennen, besonders durch sein Engagement bei den Bürgerrechten. Er ist ehemaliger Innenminister und mischt sich bis heute in den öffentlichen Diskurs ein. Außerdem ist Frank Rieger heute dabei, Hacker und Netzaktivist.
Wir wollen zum einen über die Überwachungsbilanz der Großen Koalition sprechen und natürlich zum anderen über die Zukunft reden. Denn immerhin steht uns möglicherweise eine Jamaika-Koalition ins Haus. Die Liberalen sind wieder im Bundestag. Da ist sicherlich die Hoffnung von vielen Menschen, dass vielleicht für die Bürgerrechte, aber auch für den öffentlichen Diskurs über die Überwachung eine neue Zeit anbricht.
Wir beginnen mit der Vergangenheit und der Großen Koalition: Herr Baum, wie ist denn Ihr Empfinden über die letzten Jahre und die verabschiedeten Überwachungsgesetze?
Die Regierungsbank der Großen Koalition im Plenarsaal des Deutschen Bundestages, 2013.Foto: Deutscher Bundestag, Achim Melde.Gerhart Baum: Also die Bürgerrechte hatten in der Großen Koalition keinen Anwalt: Der Innenminister sowieso nicht, aber auch nicht der Justizminister. Der Justizminister hätte ein Gegengewicht sein müssen, aber er hat voll mitgemacht, und die Bilanz ist erschreckend. Ich habe in meinem doch relativ langen Politikerleben keine vergleichbare Serie von Sicherheitsgesetzen erlebt – nicht einmal in der RAF-Zeit –, wie sie jetzt in der Großen Koalition stattgefunden hat, vor allen Dingen in der Endphase. Es ist eine lange Liste von Veränderungen, teilweise spektakulärer, sichtbarer Art, zum Teil aber auch schleichend kleine Veränderungen, die aber in der Summe gesehen eine Erosion der Freiheit bedeuten.
Frank Rieger: Was glauben Sie, was die Motivation ist?
Gerhart Baum: Die Motivation ist, dass man glaubt, einem Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung nachgeben zu müssen. Ich bin inzwischen soweit, dass ich die Bevölkerung eher vor den Politikern in Schutz nehme. Nehmen Sie mal den Fall Anis Amri in Berlin: Ich stelle nämlich fest, dass eine öffentliche Reaktion zwar da war – verständlicherweise –, aber nicht angehalten hat. Meinungsforscher sprechen von Abstumpfung, aber das ist mir zu negativ. Ich bin der Meinung, dass doch ein gewisser Prozess der Einsicht stattfindet. Der Einsicht nämlich, dass wir mit Risiken leben, die aber nicht fundamental unsere Gesellschaft in Frage stellen.
Die Politiker sind noch lang nicht so weit. Sie glauben, mit immer neuen Freiheitseinschränkungen reagieren zu müssen, mit Symbolhandlungen, die für die Sicherheit meistens gar nichts bringen und in einer unverhältnismäßigen Weise die Freiheit einschränken. Der Hintergrund ist die Angst. Die Angst ist ein Dämon, der im Grunde unsere tolerante und weltoffene Gesellschaft bedroht. Und statt dass die Politiker gegen die Angst arbeiten, die Angst moderieren, nutzen sie sie zu ihren eigenen Zwecken.
Gerhart Baum bei einer Rede im Deutschen Bundestag im Jahr 1983.Foto: Deutscher Bundestag, Presse-Service Steponaitis.Und das ist jahrzehntelang geschehen. Wir haben seit der RAF-Zeit eine permanente sicherheitspolitische Aufrüstung, die nur zum Teil revidiert und nie richtig kontrolliert worden ist. Das heißt: Die Evidenzkontrolle hat nie stattgefunden, sondern eine Maßnahme ist auf die andere raufgeschichtet worden. Das, was wirklich notwendig wäre angesichts der Datenverarbeitung, ist, dass wir diesen Prozess bändigen. Denn die Datenverarbeitung ist ein vollkommen neues Phänomen – auch für die Verbrechensbekämpfung, für die Sicherheitsdienste. Sie sind ja darauf angewiesen, Daten zu sammeln, und sehen sich nun in einem Paradies der Datensammlung. Das heißt: Sie neigen dazu, die Datensammlung immer weiter auszudehnen nach dem Motto: Wir könnten das ja mal brauchen.
Und der Widerstand der Bevölkerung ist nicht stark genug. Das Thema hat auch im Wahlkampf keine Rolle gespielt. Das ist sehr bedauerlich, und man fragt sich: Was war denn da früher, als wir die Diskussionen um die informationelle Selbstbestimmung hatten, um die Urteile des Verfassungsgerichts aufgrund der Volkszählung, die absolut harmlos war, verglichen mit dem, was heute passiert. Was ist da los? Warum wehrt sich die junge Generation nicht? Oder ist das so attraktiv, bietet das so viele Möglichkeiten, die berauschend sind, verführend sind? Die absolut neue Qualität sind die Kommunikationstechniken, die verbunden mit den angeblichen Bedürfnissen der Sicherheitsorgane eine ganz große Gefahr sind – mal abgesehen von den privaten Datensammlern.
Die Bilanz der Großen Koalition
Constanze Kurz: Neben diese Bilanz, die unsere deutschen Politiker zu verantworten haben, möchte ich die Schiene der Snowden-Veröffentlichungen stellen. Die Große Koalition war ja auch von den Snowden-Berichten geprägt, denn sie hatten im Juli 2013 gerade begonnen. Wir hatten über die Wahlperiode hinweg die Problematik des NSA-BND-Untersuchungsausschusses. Trotz der vielen Veröffentlichungen hat sich interessanterweise – neben den strafrechtlichen Veränderungen beim Staatstrojaner, bei der Vorratsdatenspeicherung, aber auch beim Biometrieabgriff – bei den Geheimdiensten nach diesen ganzen Skandalen und dem Einräumen im Untersuchungsausschuss, dass vieles bei unseren Geheimdiensten rechtswidrig war, eine Erweiterung von deren technischen Möglichkeiten, eine Legalisierung ihres Handelns, aber auch eine Aufstockung ihrer Gelder ergeben. Das heißt: Da war nicht nur wenig Widerstand in der Bevölkerung, sondern auch eine gewisse gesetzgeberische Dreistigkeit, nicht wahr?
Gerhart Baum: Das hat ja schon am Ende der Legislaturperiode vor der Großen Koalition begonnen, also vor 2013. Das war das Jahr von Snowden, und das wurde runtergespielt. Ich bin ja immer unterwegs mit der Feststellung „im Jahr drei oder vier nach Snowden“. Für mich ist das eine neue Qualität, nämlich des Zusammenspiels der privaten Datensammler mit der NSA und anderen. Mich wundert, dass die Deutschen bis heute ohne weiteres darüber hinweggegangen sind, dass tief in ihre Souveränität eingegriffen wird.
Constanze Kurz: Also trotz der Merkel-Anomalie mit dem Telefon …
Unter großer Medienaufmerksamkeit besucht Angela Merkel den NSA-BND-Untersuchungsausschuss als Zeugin. Links Patrick Sensburg, Ausschussvorsitzender. 16. Februar 2017.Foto: Deutscher Bundestag, Achim Melde.Gerhart Baum: Das haben die Leute, nachdem sie gelesen haben, dass das Thema vorbei ist, ad acta gelegt. Im Grunde findet ein Einbruch in unsere Souveränität statt, und fremde Geheimdienste benutzen uns als rechtsfreien Raum. Das heißt also: Wir, die wir einige Urteile in Karlsruhe erzielt haben, sehen, dass diese Urteile einfach unterlaufen werden. Da gibt es keine richterliche Kontrolle mehr, sondern die NSA, die Briten und möglicherweise andere …
Frank Rieger: … und auch die Deutschen.
Gerhart Baum: Und die Deutschen selber. Die Deutschen selber haben verfassungswidrig gehandelt. Der NSA-Untersuchungsausschuss hat ja auch verfassungswidrige Praktiken zu Tage gebracht. Und im Grunde haben sie die Praktiken dann nicht kritisiert, weil sie beteiligt waren. Sie waren Komplizen.
Sie sagen immer, sie seien angewiesen auf die Informationen. Das sind sie auch, aber nicht um jeden Preis. Das heißt: Sie haben doch gewusst, wo die Leitungen angezapft worden sind. Und dann haben sie ein neues Gesetz gemacht und sich angepasst. Das heißt: Dinge, die rechtswidrig waren, haben sie jetzt unter das Recht gestellt – aber damit werden sie nicht besser.
Frank Rieger: Ich habe das Gefühl, dass alles, was im Untersuchungsausschuss zutage kam, für die Dienste der rhetorische Kniff war, um zu sagen: Jetzt seht ihr mal, was geht. Das heißt, es wurde der Raum der technischen Möglichkeiten offenbart. Und das hätten wir jetzt auch gern. Denn offensichtlich ist es ja notwendig, wenn die Amerikaner und Briten das machen, die ja die Industrieführer in diesem Gebiet sind, dann wollen wir das auch haben. Und dieser Kniff, zu sagen, ja, das war vielleicht alles ein bisschen illegal, aber wir brauchen eigentlich mehr, dass der auf so wenig politischen Widerstand getroffen ist, das hat mich wirklich sehr erstaunt – auch in der SPD, die einfach dabei zugeguckt hat. Ich fand es wirklich frappierend, dass dieses Erpresstwerden von diesem Geheimdienstdenken so völlig widerstandslos über die Bühne ging.
Das Gebäude des Bundesnachrichtendienstes in Berlin-Mitte, links eine als Palme getarnte technische Überwachungseinrichtung. Foto: CC BY 2.0, Ralf Kothe.Gerhart Baum: Wir haben jetzt eine Legalisierung eines Zustandes, den wir zunächst bei den Amerikanern kritisiert haben: dass sie zwar in gewisser Hinsicht ihre eigenen Staatsangehörigen schützen mit Verf
Dafür gibt es verschiedene Gründe; die Wirtschaft boomt, die Energie- und Kraftstoffpreise sinken und, wir produzieren derzeit einen gigantischen, nicht umweltfreundlichen Kohlestromüberfluss!
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich in den vergangenen Jahren gern als „Klimakanzlerin“ inszeniert, hat im Wahlkampf damit auch den Grünen so ein bisschen das Thema aus den Händen genommen, hat sie sich jetzt damit entzaubert?
Der Kommentar von Markus Feldenkirchen, politischer Autor beim Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
http://www.radioeins.de/programm/sendungen/der_schoene_morgen/kommentar/markus-feldenkirchen.html
Stirbt die klassische Reportage im digitalen Zeitalter? Cordt Schnibben, Reporter-Legende beim "Spiegel", sagt: "Nein, überhaupt nicht. Ich als Reporter kann heute viel mehr, viel besser und viel intensiver erzählen als vor 15, 20 Jahren." Schnibben, der beim "Spiegel" für neue Erzählform zuständig ist und auch mit Leser-Beteiligung experimentiert, glaubt, dass "die Art und Weise, wie wir erzählen, vollkommen neu erfunden werden kann". Dazu muss der Reporter die Digitalisierung "als Chance begreifen, multimedial zu arbeiten".
Damit ändere sich auch das Berufsbild des Reporters: "Wir Alten müssen umlernen." Und: "Fotografen müssen heutzutage videotauglich sein". Weil die Standards und Vorbilder erst gefunden werden müssten, sei das für ihn "die aufregendste Zeit in den 30 Jahren, in denen ich Journalist bin".
Schnibben glaubt, dass sich "auf Dauer nur große Verlage multimediales Erzählen leisten können". Daher würden die neuen, digitalen Möglichkeiten auch dazu führen, dass sich die Presse "weiter konzentriert". Zwar gebe es kleine Zeitungen, die mit mit knappen Mitteln Großartiges leisten oder auch einen Journalisten wie Richard Gutjahr, "den ich bewundere". Aber dabei entstehen, so Schnibben, nur Nischenprodukte - allein Großverlage haben "die Möglichkeit, die Dinge so anzubieten, dass der Le...
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Original video: https://www.youtube.com/watch?v=iU-m5eggDqQ
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StartseiteEssay und DiskursDie Verteidigung des Kapuzenpullovers17.05.2015
Kleidung
Die Verteidigung des Kapuzenpullovers
Wer oder was ist der Kapuzenpullover? Ein Kleidungsstück? Ein Bekenntnis? Ein Gangsterrequisit? Oder lediglich ein Stück Sportkleidung? Das Image des Kapuzenpullovers ist umkämpft.
Von Torsten Körner
Ein Mann und zwei Kindern stehen Hand in Hand und bei bewölktem Himmel am 11.10.2009 in München auf einem mit Graffitis besprühten Mauerstück auf der Nordheide (Panzerwiese). (picture-alliance / dpa / Tobias Hase)
Erzählt wird die lange Geschichte der Kapuzenpullover. (picture-alliance / dpa / Tobias Hase)
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Ein Kapuzenpullover betritt eine Bank, schießt in die Decke, rafft das Geld an sich und verschwindet.
Ein Kapuzenpullover randaliert, schleudert Steine auf die anrückende Polizei und flüchtet.
Eine finstere Wand schwarzer Kapuzenpullover steht in der Kurve des Stadions, wirft Böller und verbreitet Angst und Schrecken.
Ein brauner Bandwurm dunkler Kapuzenpullover marschiert durch eine geduckte Stadt und hetzt gegen Fremde.
Eine Horde von Kapuzenpullovern besetzt einen Spielplatz, streut Scherben, brennt Löcher ins Holz der Schaukeln und Wippen.
Ein Kapuzenpullover steht im Park, raunt den Passanten etwas zu und zieht bei Bedarf kleine Beutelchen aus dem Gebüsch.
Drei Kapuzenpullover stromern über die Gleise, sprühen ätzende Zeichen auf einen Waggon und zerstreuen sich in alle Winde, als ein Hund bellt.
Die Liste dieser Szenen und Sozialfiguren ließe sich fortsetzen.
Überall scheint der Kapuzenpullover seine Ärmel im Spiel zu haben: Er macht offenbar gemeinsame Sache mit Räubern, Dieben, Hooligans, Neonazis, Falschspielern, jugendlichen Delinquenten, Dealern, Graffiti‑Sprayern.
Der Kapuzenpullover als leibhaftiger Dunkelmann. Verfolgt man das Image des Kapuzenpullovers, dann kann man den Eindruck gewinnen, der Pullover selbst sei ein Akteur, der Täter, derjenige, dem man das Handwerk legen müsse. Niemand weiß genau, welcher Verbrechen sich der Angeklagte schuldig gemacht hat. Es steht jedoch zweifelsfrei fest, dass der Kapuzenpullover oder auch Hoodie an zahlreichen Tatorten auf der ganzen Welt gesichtet wurde. Ist die Beweislast nicht erdrückend? Sind die grobkörnigen Bilder der Überwachungskameras etwa manipuliert?
Kapuzenpullover-Verbot in England
Vor allem in England und den Vereinigten Staaten wird er stigmatisiert. In England wurde das Tragen von Hoodies in zahlreichen Shopping Malls und Pubs verboten. Das Bluewater Einkaufszentrum in Kent ging 2005 dabei unrühmlich voran und verbot den Hoodie in seinen Hallen, obgleich, paradox genug, der Verkauf des Kleidungsstücks daselbst weiterging. Hoodie-Hysterie griff um sich. Im Februar 2006 wurde eine 58 Jahre alte Lehrerin in einem Tesco-Supermarkt in Swindon aufgefordert, sofort ihre Kapuze abzulegen. Dabei hatte die ältere Dame nur ihre in Unordnung befindlichen Haare verbergen wollen. In Amerika verbannten zahlreiche Schulen den Kapuzenpullover aus dem Unterricht, und im Januar 2015 legte der republikanische State Senator Don Barrington in Oklahoma einen Gesetzesentwurf vor, der das Tragen von Hoodies in der Öffentlichkeit unter Strafe stellen sollte.
Demonstranten mit schwarzen Kapuzen und Schals, im Hintergrund brennt ein Polizei-Auto (dpa/Arne Dedert)
Vermummte Demonstranten vor einem brennenden Polizei-Auto (dpa/Arne Dedert)
In der allgemeinen Aufregung um den Kapuzenpullover sah der damalige Tory-Chef und heutige Premierminister David Cameron seine Chance, sich als moderner Konservativer zu inszenieren. Er hielt am 10. Juli 2006 eine vielbeachtete Rede. Cameron wollte jüngere Wählerschichten ansprechen und das fühllose Law‑and‑Order-Image der Konservativen korrigieren:
"Es ist eine Tatsache, dass der Kapuzenpullover die Reaktion auf ein Problem ist, nicht das Problem selbst. Wir, die Leute in den Anzügen, betrachten Kapuzenpullover als etwas Aggressives, die Uniform einer Rebellen-Armee von jungen Gangstern. Aber für junge Leute sind die Kapuzenpullover viel öfter defensiv als offensiv. Sie sind ein Weg, um sich auf den Straßen unsichtbar zu machen. Für manche repräsentiert der Kapuzenpullover alles, was falsch läuft mit der Jugendkultur in Britannien. Für mich zeigt die Reaktion der Erwachsenenwelt, wie weit wir davon entfernt sind, die langfristigen Lösungen zu finden, um die Dinge richtig zu machen."
Dieser Ton, diese Bereitschaft, den Kapuzenpullover und seine Träger zu entkriminalisieren, sie aus den negativen Wahrnehmungsmustern zu befreien, ist Schnee von gestern. Mittlerweile ist der Premierminister wieder zu einer kalten Rhetorik der Macht zurückgekehrt, die Leute in den Anzügen haben keine Lust mehr, sich die Perspektiven der Hoodies vorzustellen.
Horror der sozialen Deklassierung
Auch dem Hoodie hat Camerons Plädoyer in der medialen und gesellschaftlichen Wahrnehmung scheinbar wenig genutzt, denn sein Image ist noch immer ramponiert, ja, es scheint immer finsterer zu werden.
Der Hoodie taucht jetzt vermehrt in Horror- und Splatterfilmen auf, unter seiner Kapuze verbergen sich immer häufiger Monster, Serienkiller oder Stalker. Aber auch der Horror der sozialen Deklassierung wird in amerikanischen Serien immer häufiger mit dem Hoodie verbunden. Er wird hier zum Symbol für die katastrophalen Zustände in Städten wie Detroit, die aussehen, als sei die Apokalypse Dauergast. In diesen TV‑Erzählungen wird der Kapuzenpullover zum Gefährten des unbehausten, des freigestellten Menschen, des postindustriellen Jägers und Sammlers.
Können mir all diese symbolischen Verdichtungen, Zerrbilder und Klischees nicht egal sein? Was habe ich - ein 49 Jahre alter Freiberufler, Pullovergröße M - mit diesen grellen Stereotypen zu tun? Zwar besitze ich neun Kapuzenpullover, aber ich lebe nicht in Detroit, ich bin kein Räuber, kein Sprayer, kein Hip Hopper, kein Skateboarder, kein Serienkiller, kein Hooligan, kein DJ, kein Dealer, kein rebellierender Jugendlicher. Und ich will erst recht nicht zu einer Art David Cameron mutieren, und den Hoodie aus durchsichtigen Gründen umarmen. Wogegen ich den Kapuzenpullover gerne verteidigen würde, wogegen sich der Hoodie selbst zur Wehr setzt, sind einseitige Lesarten, einseitig negative Zuschreibungen und verengte Wahrnehmungsfenster. Gibt es eine individuelle Beziehungsgeschichte, meine Geschichte, die etwas mit der kollektiven Geschichte dieses Pullovers zu tun hat? Warum muss ausgerechnet ich hier für den Hoodie Partei ergreifen? Oder hat der Hoodie mich ergriffen? Mit Bruno Latour, dem französischen Soziologen und Anwalt der Dinge könnte man sagen, ein Essay ist ein "Mikroparlament", in dem verschiedene Stimmen antreten, um von einem Ding zu handeln, seine Interessen zu vertreten. Und hier kommt das Ding selbst zur Sprache, weil es nicht länger nur Objekt ist.
Er beruhigt, stabilisiert, macht unsichtbar
Den ersten Kapuzenpullover bekam ich geschenkt, als ich zwölf Jahre alt war. Ich hatte mir beim Fußball das Schlüsselbein gebrochen und musste einen Kreuzverband tragen, mit dem ich nicht liegen konnte. Die ersten Nächte nach dem Unfall verbrachte ich im Wohnzimmer. Dort saß ich im Ohrensessel mit ausklappbarer Fußbank und wartete darauf, dass die Nacht verging. Weil ich den linken Arm nicht heben konnte, kaufte mir meine Mutter einen Kapuzenpullover mit durchgehendem Reißverschluss, den ich noch heute vor mir sehe. Man konnte leicht hineinschlüpfen. Marineblau, inwendig soft, in der Kapuze ein blaugrünes Gittermuster, das mir irgendwie schottisch vorkam. Nachts allein im Wohnzimmer. Da war es unheimlich. Der Schmerz in der Schulter, schwere Möbel warfen wabernde Schatten, die Eichenuhr schlug einen beunruhigenden Takt. Ich zog die Kapuze mit rechts über den Kopf und schloss die Augen. Sie war eine Art Scheuklappe, eine Art zweites Kissen, ein Schon- und Schutzraum eigener Art. Diese Szene muss ein emotional-mentales Stempelkissen sein: Der Kapuzenpullover übernimmt das Amt des Hüters, wird Gefährte, beruhigt, stabilisiert, beschwichtigt, macht unsichtbar, dämpft das laute Draußen.
Schneesturm in Helsinki (picture alliance / dpa / Lehtikuva Martti Kainulainen)
Die Kapuze schützt im Schneesturm (picture alliance / dpa / Lehtikuva Martti Kainulainen)
In dieser kindlichen Szene stecken bereits einige Motive der jüngeren und älteren Kulturgeschichte des Kapuzenpullovers, die so lang wie kurz ist, so übersichtlich wie unübersichtlich, so klar wie verwirrend. Im engeren Sinne beginnt die Geschichte des Kapuzenpullovers in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts in New York. Dort wurde er von der Firma Champion für New Yorker Lagerarbeiter erfunden, die zwischen eisigen Frostkammern und stickigen Hallen mit schweren Lasten im Genick hin- und herpendelten. Die Kapuze schützt vor Kälte, vor Druck, sie kann schnell auf und abgesetzt werden, ein pragmatisches, eher ein proletarisches Textil, es steht für ehrliche Arbeit, Schweiß, es ist noch kaum zum Zeichen, zum Symbol aufgeladen. In New York und in anderen Metropolen beginnt dieser Prozess der ikonografischen Verdichtung in den 60er- und 70er-Jahren. Der Hoodie wird zum Freizeitbegleiter, das pflegeleichte, robuste Textil wird mittlerweile von Sportlern getragen, insbesondere Boxern. Die Textilindustrie reagiert auf Bedürfnisse und schafft sie. Zunehmend entdeckt auch die Jugend den Hoodie als Gefährten ihrer Identitäts- und Abgrenzungspfade. Man steckt mit dem Hoodie Claims ab, man geht mit ihm auf urbane Abenteuerreise. Für Skateboarder, Hip-Hopper und Sprayer wird er zum trotzigen Selbstbehauptungszeichen, zur expressiven Geste, zum St
Verklagen BND und Telekom: Grüne Politiker Özdemir, Pilz und Kmiotek.In Österreich und Luxemburg wurden heute Strafanzeigen gegen BND, Deutsche Telekom und bisher unbekannte Mittäter eingereicht. Auf Basis interner Dokumente wird ihnen vorgeworfen, im Rahmen der Operation Eikonal bis zu 31 Staaten in Europa ausgespäht zu haben. Grüne Politiker aus ganz Europa wollen eine „Joint Investigation Activity“ gründen. Wie bereits angekündigt, hat Peter Pilz, Nationalratsabgeordneter und Sicherheitssprecher der Grünen in Österreich Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien eingereicht. Namentlich verdächtigt werden die drei Telekom-Mitarbeiter Harald Helfrich, Wolfgang Alster und N. Knau sowie der BND-Mitarbeiter N. Siegert – alle aus der am Freitag veröffentlichten Mail. Die eigentlich Verantwortlichen sind derzeit noch unbekannt, sollen aber im Laufe der Ermittlungen bekannt werden. Bei der heutigen Pressekonferenz waren auch Cem Özdemir, Bundesvorsitzender der Grünen in Deutschland, sowie Christian Kmiotek, Vorsitzender der Grünen in Luxemburg, anwesend. Wir waren vor Ort und haben einen Audio-Mitschnitt der knapp einstündigen Pressekonferenz erstellt, den wir derzeit transkribieren: MP3, OGG. Die Eingangsstatements werden wortgetreu wiedergegeben, die Frage-Antwort-Runden sind zum Teil leicht gekürzt.
Neben der Strafanzeige veröffentlichen wir auch den Sprechzettel „Ausspähen unter Freunden – das geht gar nicht“ der Pressekonferenz. Darin befinden sich je elf Leitungen zu Österreich oder Luxemburg, die der BND 2005 auf seiner „Prioritätenliste“ hatte und somit abschnorcheln wollte:
Die „Zuschaltungen“ fanden auf Basis der Prioritätenlisten der NSA statt. Auf einer dieser Listen finden sich neben Hunderten anderen Zielen auch weitere wichtige österreichische und luxemburgische Leitungen: Österreich LSZ Endstelle A Carrier Endstelle B Carrier 750 Rotterdam KPN Netherlands Wien Telekom Austria 750 Luxemburg P & T Luxemburg Wien Telekom Austria 750 Sydney Reach GNL Wien Telekom Austria 750 Tokyo KDDI Wien Telekom Austria 750 Manila PLDT Wien Telekom Austria 750 Amsterdam KPN Netherlands Salzburg Telekom Austria 750 Moscow Rostelekom Wien Telekom Austria 750 Amsterdam KPN Netherlands Wien Telekom Austria 750 Jakarta Indosat Wien Telekom Austria 750 Dublin Telecom Eireann Wien Telekom Austria 750 Stockholm Telia Sweden Wien Telekom Austria Luxemburg LSZ Endstelle A Carrier Endstelle B Carrier 750 Stockholm/Kista Tele2Sweden Luxemburg P & T Luxemburg 750 Luxemburg P & T Luxemburg Wien Telekom Austria 750 Luxemburg P & T Luxemburg Prag Czech Telekom 750 Helsinki Sonera Finland Luxemburg P & T Luxemburg 750 Ankara Turk Telecom Luxemburg P & T Luxemburg 750 Amsterdam KPN Netherlands Luxemburg P & T Luxemburg 750 Luxemburg P & T Luxemburg Zürich Swisscom 750 Luxemburg P & T Luxemburg Roma Telecom Italia 750 Luxemburg P & T Luxemburg Milan Telecom Italia 750 Luxemburg P & T Luxemburg Moscow Rostelekom 750 Copenhagen Tele Danmark Luxemburg P & T Luxemburg
Update: Jetzt hat die Österreichische Botschaft Berlin auf unsere Anfrage von Freitag geantwortet – mit einer Meldung der Austria Presse Agentur:
Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) hat am Montag eine „lückenlose“ Aufklärung der BND-NSA-Affäre gefordert. Am Rande des Außenministerrates in Brüssel habe Kurz mit seinem deutschen Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier über den Vorwurf der Spionage des deutschen Geheimdienstes BND in Zusammenarbeit mit dem US-Geheimdienst NSA in Österreich gesprochen, teilte das Außenministerium der APA mit. Kurz habe sich demnach dafür ausgesprochen, dass die österreichischen und deutschen Sicherheitsbehörden für Aufklärung sorgen sollten. Man sei schon seit Tagen auf Botschafterebene bzw. „mit allen Beteiligten“ in Kontakt. Die Behörden würden bereits gemeinsam an der Aufkärung arbeiten, hieß es weiter.
Hier eine vorläufige Mitschrift, wird bald durch ein Transkript ersetzt: Transcript Pressekonferenz Cem Özdemir – Bundesvorstand Grüne Deutschland Peter Pilz – sicherheitspolitischer Sprecher Nationalrat Grüne Österreich Christian Kmiotek – Vorsitzender Grüne Luxemburg Cem Özdemir Wir haben uns heute hier versammelt, weil wir als gemeinsame überzeugte Europäer uns klar positionieren wollen, dass eine Relativierung europäischer Werte, zu denen auch das Recht gehört, dass man sich unter Freunden vertraut und nicht gegenseitig ausspioniert, dass wir das nicht akzeptieren und wollen uns da entsprechend klar positionieren. In der Öffentlichkeit geht es um eine mutmaßliche Industriespionage – das ist schon schlimm genug, wenn sich das erhärten sollte, dass geheimdienstliche Methoden verwendet werden, um Forschungserkenntnisse, Erkenntnisse aus der Wirtschaft, abgeschöpft zu werden. Jetzt gibt es aber noch einen zusätzlichen Vorwurf, nämlich einen Vorwurf in Richtung Ausspähaktionen gegenüber europäischen Freunden und Nachbarn. Das hat nochmal eine andere Dimension und die Vorwürfe stehen im Raum, dass es dabei zu einer Beteiligung des BND gekommen sein könnte. Das würde europäischen Werten diametral widersprechen. „Ausspähen von Freunden geht gar nicht“, hat mal eine prominente bundesdeutsche Politikerin gesagt, das sehen wir ganz genauso. Eine Abhöraktion bei unseren engsten Freunden – und als solche sehen wir die Österreicher und die Luxemburger, nicht nur als Partei, sondern auch, was die Länder angeht – Das wäre ein immenser Vertrauensverlust und politisch geradezu unverantwortlich, übrigens auch für die deutsche Außenpolitik, wir würden damit auch unseren eigenen, ureigensten Interessen massiven Schaden zufügen. Es stehen hier schwerwiegende Vorwürfe im Raum, die müssen rückhaltlos aufgeklärt werden – Natürlich, um das sehr klar zu sagen: Niemand von uns zweifelt daran, dass berechtigte Sicherheitsinteressen geschützt werden müssen, niemand von uns bezweifelt, dass zur Bewahrung berechtigter Sicherheitsinteressen auch nachrichtendienstliche Methoden gehören, das ist nicht der Punkt. Aber vieles von dem, was hier jetzt gerade im Raum steht, hat nun ganz offensichtlich mit Terrorismus nicht die Bohne zu tun. Und es muss ja auch klar sein, dass die Bewahrung von Sicherheitsinteressen kein Freifahrtschein sein kann, dass die Überwachung aus dem Ruder läuft. Es ist nicht akzeptabel, dass es einen geheimdienstlichen Staat innerhalb des Staates gibt, das wäre, wie gesagt, nicht akzeptabel. Unsere Verfassung gilt selbstredend auch für die Geheimdienste, deshalb begrüßen wir es, dass es dazu einen Untersuchungsausschuss gibt, und dass kritische Medien, engagierte Bürgerinnen und Bürger, sich entsprechend für Aufklärung einsetzen. Ich will das auch sehr klar sagen, das Parlamentarische Kontrollgremium und der NSU(sic!)-Bundestagsuntersuchungsauschuss benötigen zur Aufklärung endlich die Selektorenlisten. Ich finde, wenn man sich mal vorstellt, ein vergleichbarer Skandal in den USA, wie unsere US-amerikanischen Kollegen reagieren würden, die würden selbstverständlich für sich in Anspruch nehmen, dass sie Einsicht bekommen. Das gleiche Recht, das amerikanische Kollegen und Kolleginnen für sich in Anspruch nehmen, muss auch gelten für europäische Parlamente und für den deutschen Bundestag. Das Schlimmste an dieser Vogel-Strauß-Politik, dieser Strategie der Bundesregierung, ist: Es wird vordergründig rückhaltlose Aufklärung versprochen, dann werden die Vorgänge, um die es geht, für streng geheim erklärt, und dann wird anschließend der Öffentlichkeit gesagt, dass man leider keine Auskunft geben kann. Und interessanterweise gehört zur Bundesregierung zur Öffentlichkeit auch der Deutsche Bundestag, also frei gewählte Parlamentarierinnen und Parlamentarier, die bedauerlicherweise diese Erkenntnisse nicht bekommen dürfen. Und um das Ganze dann noch zu krönen, entlasten sich die Verantwortlichen dann gleich noch selbst, wie das Thomas de Maizière kürzlich gemacht hat. Unser Eindruck, um das zusammenzufassen: Die Bundesregierung will die Sache aussitzen und so weitermachen wie bisher. Peter Pilz Ich sag‘s gleich am Anfang, damit es keine Missverständnisse gibt: Ich bin in vollkommen freundlicher Absicht nach Berlin gekommen und ich habe auch vor, das weiter so zu halten. [Lachen im Publikum] Der Satz ihrer Kanzlerin ist bereits zitiert worden: „Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht.“ Als die deutsche Bundeskanzlerin seinerzeit Opfer eines amerikanischen Lauschangriffs geworden ist, hatte sie die volle Sympathie aller Menschen und selbstverständlich auch aller Politiker und Politkerinnen in Österreich. Jetzt hat sich die Situation geändert. Die deutsche Bundeskanzlerin ist heute nicht Opfer, sondern Chefin der Tatverdächtigen. Und als Chefin der Tatverdächtigen in einer Affäre, die auch Luxemburg, Österreich und andere Mitgliedsstaaten der Europäischen Union betrifft, erwarten wir uns zumindest Aufklärung. Jetzt mal kurz zu den Fakten. Durch viele Berichte in den deutschen Medien und insbesondere durch die Arbeit des Untersuchungsausschusses im Deutschen Bundestag, der für uns von sehr, sehr großer Bedeutung ist – auch wenn wir nicht alles erfahren, was dort in den Sitzungen herauskommt – ist es klar, und ist es für uns bereits außer Zweifel, dass es einen organisierten Angriff auf Datentransitleitungen der Telekom Austria AG gegeben hat. Die Basis dafür findet sich in diesem Vetrag der Deutschen Telekom AG mit dem Bundesnachrichtendienst vom 01. März 2004, in dem vereinbart wird, dass und wie der Bundesnachrichtendienst auf Leitungen zugreifen kann. Und diese Transitleitungen, und hier geht es ausschließlich um Transitleitungen, ausleiten kann. Das haben nicht wir recherchiert, sondern das haben sie bereits ausführlich beschrieben, wie in der Abfolge von Frankfurt aufgrund dieses Vertrags angemieteten BND-Büro und technischen Einrichtungen des BND in der Deutschen Telekom AG in Frankfurt weiter nach Pullach weiter nach Bad Aibling zur Joint Signal Activity, wo bereits Angehörige des NSA diese Datenströme erwartet haben mit ihren Selektoren. Das wissen wir
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Podcast Nr. 47 –
Interview: Martin Randelhoff über E-Bikes als Fortbewegungsmittel der Zukunft
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Hans spricht mit Martin Randelhoff vom Blog Zukunft Mobilität über E-Bikes, E-Autos, Stadtplanung, kurz: Über die Zukunft der Mobilität. Er hat ihn am 23. Mai 2014 beim Kongress Interactive Cologne getroffen, wo er über genau dieses Thema gesprochen hat.
Mann merkt, wie tief Martin im Thema ist. Es ist unglaublich spannend, sich mit ihm zu unterhalten.
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Das ganze Interview in Textform folgt nach dem Klick.
Interview Martin Randelhoff
HD: Ich bin hier zusammen mit Martin Randelhoff. Stell dich einmal kurz vor und erzähl uns, was du machst.
MR: Genau, ich habe Verkehrswirtschaft an der TU Dresden studiert. Bin also sozusagen verkehrstechnisch vorbelastet. Und ich habe nebenbei den Blog “Zukunft Mobilität” gegründet und betreibe ihn schon seit vier Jahren. Ist vielleicht dem ein oder anderen bekannt – geht eigentlich um alle Trends im Verkehrsbereich. Sei es Infrastruktur oder Verkehrspolitik aber auch fahrzeugseitig wie Fahrradverkehr, die Zukunft des Automobils und eigentlich alle Themen die in diesem Dunstkreis Verkehr statt finden. Und nebenbei berate ich Verkehrsunternehmen und etwas Politik. Gerade aktuelle neue Trends die im Verkehrsbereich auftreten. Ich versuche den Herrschaften immer etwas in den Hintern zu treten, dass sie sich auch mal den Herausforderungen stellen, ob man nicht vielleicht Systeme oder einzelne Sachen anpassen könnte.
HD: Welches ist denn dein Lieblingsthema?
MR: Also was ich sehr gerne zur Zeit mache, ist Datenschnittstelle im öffentlichen Verkehr. Beim Bewegen über Intermodalität. Wir reden über Verkehrsketten. Das heißt man benutzt nicht nur das Auto, sondern steigt um, auf das was gerade passt. Das Problem ist: Viele Verkehrsunternehmen möchten ihre Daten nicht herausgeben oder Schnittstellen freigeben. Da haben die noch nicht ganz verstanden, dass es ein aktuelles Thema ist, mit dem man in den Markt gehen sollte. Das ist ein typisches deutsches Problem. Wir hängen immer so ein paar Jahre hinter den USA und dem allgemeinen angelsächsischen Raum hinterher – die sind uns da weit voraus. Ich bettele fast schon darum, dass die Verkehrsbetriebe es freigeben. Tja, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Es gibt einige, die das schon verstanden haben. Und da dürfte es in den nächsten Jahren eine Besserung geben.
HD: Dann lass uns doch mal bei dem Thema bleiben: Bei manchen Unternehmen muss man ja nicht betteln, sondern einfach nur zahlen – z.B. bei Strawa. Kennst du die? Das ist eine App, die vor allem Rennradfahrer benutzen, um sich zu messen und funktioniert ähnlich wie Runkeeper. Man gibt zum Beispiel eine Bergstrecke ein und sagt ich fahre jetzt hier. Dann sieht man später, wie schnell andere da gefahren sind. Strawa bietet jetzt offiziell die Daten, die sie generieren zum Kauf an.
MR: Ach jetzt hab ich es wieder. Zum Zwecke der Verkehrsplanung und um Alltagswege zu modellieren. Es geht nicht nur darum zu sagen, dass ein Rennrad- oder Mountainbikefahrer trainiert, sondern es geht wirklich darum den Alltagsweg wirklich abzubilden. Das ist sehr interessant, weil wir Radverkehr nicht wirklich modellieren können. Wir wissen zwar, dass der Radfahrer meist die kürzeste Strecke
nimmt und als Alltagsfahrer wohl ungern an der Hauptverkehrsstraße fährt. Wenn er der typische “Ich stürz mich jetzt ins Getümmel, Kette rechts und dann geht’s los” fährt da natürlich trotzdem. Aber Oma und Kinder fahren lieber den Weg am Fluss. Wir haben generell für alle Wege unter drei oder vier Kilometer in der Verkehrsplanung keine Algorithmen. Wir haben seit den 50er Jahren unsere Algorithmen für den Straßenverkehr zugeschnitten: Reiseizeitgewinn! Reisezeitgewinn! Dazu planen wir immer noch alles. Und der Radverkehr, der halt früher nicht geplant wurde, der ist außen vor geblieben und wir haben immer noch nicht diese Algorithmen, die wir eigentlich bräuchten. Und da helfen solche Apps. Durch das reale Nutzverhalten kann man sehr vielen ablesen, umlegen und dementsprechend Modelle kalibrieren. Ich sage immer so: Wir werden in den USA trotzdem eher die Nutzung dieser Daten sehen. Das ist heute schon so. Es gibt City-Bike-Daten aus dem New Yorker Bikesharing-Bereich, die sehr stark nachgefragt werden. Da gibt es auch schon die ersten Visualisierungen online – auch als Open-Data.
HD: ich habe gesehen, dass du die Daten von City-Bike auch gezeigt hast. Seit wann gibt es die Daten denn schon?
MR: Die Daten über die Schnittstelle gibt es erst seit ein paar Monaten. Sie haben glaube ich mit einem Institut aus New York eben prioritäre Datenzugriffe vergeben, damit diese den Aufschlag machen. Viele Programmierer haben sich schon auf die Daten gestürzt und die Daten visualisiert. Man sieht darin schon wie sich die Fahrradnutzung
unter der Woche und am Wochenende unterscheidet. Auch die Ausleihdauer sieht man da. Man kann auch Rückschlüsse auf den Alltagsverkehr ziehen. Interessant ist es, wenn man das ganze mit Baustellen wie z.B. in der New Yorker U-Bahn matched, die Ausleihe zwischen den zwei Stationen steigt. Man hat aber noch nicht den Zugriff auf GPS. Man kann den Nutzer noch nicht über die ganze Strecke tracken. Das Spannende ist eben zu sagen: Wenn ich auch noch die exakte Route habe, kann ich auch in die Infrastukturplanung reingehen und etwa weitere Stationen planen. Es kommt natürlich auch auf die eigene Haltung gegenüber dem Radverkehr an. Wenn man sagt, dass man eine Radverkehrinfrastruktur aufbauen möchte und sieht, dass auf einer Strecke heute schon sehr viele mit dem Rad fahren, kann man über einen Radweg dort nachdenken oder eine ganze Fahrspur dem Radverkehr zuschlage. Dafür fehlen aber die Daten. Die Zählstellen gibt es eben in Kopenhagen und Amsterdam. Aber in Deutschland eben nicht. Wer in Deutschland zählt oder modelliert schon Radverkehr? Das macht fast keiner. Über solche Systeme könnte man dann auf solche Daten zugreifen, wenn man das Datenschutzkonform gestalten kann.
HD: Wenn man so nah an Holland ist oder überhaupt in Europa, dann denkt man immer: Hier müsste es doch mehr geben? Also mehr Daten und Forschung. Aber die Amerikaner ziehen da vor. Auch was Datenerhebung angeht.
RM: Wo man Sensoren, Smartphones oder auch GPS-Daten auslesen kann, ist die USA führend. In Deutschland haben wir in der Verkehrswissenschaft ein Grundproblem: Wir machen keine Grundlagenforschung mehr. Australische Unis machen das noch sehr viel. In den USA ist das zum Beispiel Texas. In Europa ist es so, dass alles was mit Daten, Visualisierung und Optimierung an der Universität in Delft in den Niederlanden sehr stark ist. Europa und speziell Deutschland fällt da sehr stark ab.
Wir haben immer noch die klassische Verkehrsplanung und Ingenieursausbildung: Welche Straße baut man?
Wie baut man letztendlich eine Gleislage? Das können wir gut. Aber diese modernen Algorithmen zur Optimierung von Verkehr wie Radverkehr bis drei Kilometer oder Fußgängerverkehr und Umsteigebeziehungen zwischen Bussen und Straßenbahn, oder wie sich Menschen in Bahnhöfen bewegen sind für uns noch schwarze Felder, wo es auch keine Forschungsprojekte gibt.
Wir müssten dann eigentlich von Seiten des Bundesverkehrsministerium Forschungsgelder bekommen, um in diesem Bereich Arbeit zu leisten. Aber das machen wir eben nicht. Wir machen anwendungsorientierte Forschung. Wir haben da und da ein Verkehrsproblem und das macht eben das Land oder die Kommune. Aber Grundlagen wie: Wie verhalten sich Radfahrer? Was passiert bei Regenwetter? Wie ändert sich da das Nutzungsverhalten? Steigen die Radfahrer dann um auf den ÖPNV oder ein Auto? Oder sagen sie gleich: Es gibt kein falsches Wetter, nur die falsche Kleidung? Das ist komplett unerforscht, diese mikroskopisch genaue Betrachtung des Verkehrs.
HD: Womit wir einfach mal so beim Pedelec wären. Könnte man nicht sagen, dass unabhängig von allen anderen Mobilitätsformen so ein Pedelec eine Grundlage für eine Beförderung oder Mobilität sein könnte? Ich kann langsam in der Stadt fahren, ich kann wenn ich mehr Motor dazugebe pendeln. Ich habe mit Personen gesprochen, die gesagt haben, dass sie lieber zehn Minuten mehr in Kauf nehmen, nur weil sie sich freuen, dass sie mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren können. Vielleicht sind das Einzelschicksale. Wie siehst du die Chancen und Möglichkeiten allein oder im Verbund für Fahrräder mit Elektrounterstützung?
RM: Also das hat sehr großes Potenzial. Wir sehen das jetzt ja schon an den Absatzzahlen. Die Politik redet ja auch immer von Elektromobilität wie Elektroautos, die ja kompletter Schwachsinn sind. Da hat das E-Bike oder Pedelec schon viel größere Absatzzahlen und Marktdurchdrinungschancen. Ich kann im Berufsverkehr den Radius eben sehr erweitern. Mit dem klassischen Fahrrad akzeptiert man so 10 Kilometer zum Pendeln, mit dem Pedelec sind es durch die größere Geschwindigkeit und niedrigere Anstrengung schon 30 Kilometer. Das Pedelec hat nicht nur im Bereich des klassischen Radverkehrs große Potenziale sondern auch im Cargo-Bereich. Nicht nur, was den individuellen Transport von Gütern angeht, sondern eben auch den klassischen Kurier- und Express- und Paketdienst. Da sind ja auch schon UPS und DHL eingestiegen. Da kann man noch einiges erwarten. Wir kennen ja auch die Studien vom ECF, die eben sagen, man könnte durchaus 60% des innerstödtischen Warenverkehrs heute schon auf das Lastenfahrrad verlagern. Mit dem elekrounterstützen Cargo-Bike habe ich da natürlich noch mehr Möglichkeiten. Die große Herausforderung die wir eben haben, ist im Bereich Infrastruktur. Das klassische Problem der Radverkehrsinfrastruktur würde nochmal potenziert werden und man bräuchte eine neue Ladestruktur.
Vo
Ein Podcast mit viel Lob, weil Bastion so unglaublich gut ist.
“Proper story’s supposed to start at the beginning. Ain’t so simple with this one.”
So lautet der Einstieg in eines der erfolgreichsten Indie-Games überhaupt. Bastion.
Und weil es mit Bastion auch nicht so einfach ist, haben Pecca und gilbster sich zusammengesetzt und sich ausführlich über Bastion unterhalten. Eigentlich viel gelobt, weil Bastion so unglaublich gut ist.
Und da am 20. Mai auch noch Transistor erschien, der zweite Titel von Supergiant Games, der an vielen Ecken Ähnlichkeit mit Bastion hat, bleibt uns nur noch zu sagen:
“I’ll see you in the next one.”
Sharing is caring:
“Proper story’s supposed to start at the beginning. Ain’t so simple with this one.” So lautet der Einstieg in eines der erfolgreichsten Indie-Games überhaupt. Bastion. Und weil es mit Bastion...
http://herzteile.org/2014/05/your-princess-is-in-another-bastion/
04.08.2013
"Das ist mir alles zu lahm"
Linksfraktionschef Gregor Gysi über den Wahlkampf in Deutschland
Gregor Gysi im Gespräch mit Gerhard Schröder
Er vermisse die Leidenschaft im Wahlkampf, sagt Gregor Gysi, Fraktionsvorsitzender der Linken im Bundestag. Er spricht zudem darüber, wie regierungsfähig seine Partei ist und wie er einen Politikwechsel durchsetzen will in einem Land, in dem zurzeit kaum Wechselstimmung zu spüren ist.
Gerhard Schröder: Herr Gysi, PRISM, Tempora, X-Keyscore, das sind kryptische Kürzel, die vor Kurzem niemand kannte. Jetzt stehen sie in den Schlagzeilen. Sie bezeichnen Programme, mit denen britische und amerikanische Geheimdienste massenhaft E-Mails und andere Daten von auch Privatnutzern im Internet abschöpfen sollen. Das behauptet zumindest der frühere amerikanische Geheimdienstler Edward Snowden, der sich derzeit in Russland versteckt hält. Sind für Sie die Ausmaße dieses Abhörskandals schon erkennbar?
Gregor Gysi: Nein, noch nicht, weil man ja jeden Tag was Neues erfährt, und das ist dann immer so, dass das so ein Zyklus ist, bei dem plötzlich die Faktenlage sich verändert, verschiebt. Es geht offensichtlich um Millionen Daten, es sind natürlich schwerwiegende Grundrechtsverletzungen, und ich finde, dass unsere Regierung viel zu wenig tut. Aber was ich eben auch erstaunlich finde ist, dass ja das Besatzungsstatut immer noch gilt. Wäre es nicht doch an der Zeit, dass wir mal als Land souverän werden und die Besatzung beendet wird? Dazu müsste eben auch das Besatzungsstatut aufgehoben werden. Jetzt haben sie nur die Verwaltungsvereinbarung zwischen den Geheimdiensten aufgekündigt, das reicht nicht. Wir brauchen kein Besatzungsstatut mehr, Deutschland muss das beenden.
Und außerdem muss ich mal sagen: Das finde ich jetzt spannend, die Lösung. Ich verstehe ja, dass die Regierung Hemmungen hat, Herrn Snowden Asyl zu gewähren, weil das die amerikanische Regierung übel nähme. Aber eines steht ja auf jeden Fall fest: Wir müssen ihn als Zeugen hören. Und ich finde, man müsste ihn dann nach Deutschland einladen, dann muss man seine Sicherheit gewähren, dann bekommt er a) die Kronzeugenregelung und b) ein Zeugenschutzprogramm. Das machen wir auch für Deutsche, warum nicht für einen US-Amerikaner? Und dann müssten wir ihn schützen. Wenn sie den Mumm nicht haben, dann sollten sie aber nicht gegen Russland wettern, sondern hinfahren und ihn vernehmen. Wir müssen doch einmal wissen, was hier eigentlich los ist, sagen Sie mal.
Schröder: Wer sollte ihn vernehmen?
Gysi: Na, die Staatsanwaltschaft dann, ganz klar. Also, ich meine, da kann dann natürlich auch noch meinetwegen die Bundeskriminalpolizei dabei sein. Aber zunächst müssen die Ermittlungsorgane ihn vernehmen als Zeugen, anders geht es ja gar nicht.
Schröder: Die Bundesregierung, Sie haben das erwähnt, hat nun ein Abkommen mit Großbritannien und den USA gekündigt, von 1968 ist es. Es regelt den Austausch von Daten, auch mit Geheimdiensten. Ist das nicht ein richtiger Schritt?
Gysi: Ja, aber der reicht nicht, weil das Besatzungsstatut nach wie vor gilt. Und es kommt noch etwas hinzu. Es gibt ja die Genehmigung an über 200 Firmen, die steuerbefreit sind, die andere Privilegien hatten, erteilt von Außenministern, hier zu spionieren. Die machen das ja im Auftrage dieser Geheimdienste; im Auftrage des Militärs. Und wissen Sie, wer der erste Außenminister war, der das genehmigt hat? Das war Joschka Fischer. Der zweite hat es erweitert, das war Herr Steinmeier. Und der dritte, der es auch noch mal erweitert hat, war Herr Westerwelle. Über 200 Firmen haben im Auftrage des amerikanischen Militärs und der amerikanischen Geheimdienste hier die Spionage privilegiert organisiert, steuerbefreit. Die konnten machen, was sie wollten. Die Regierung hat gesagt, die sind nicht an das Recht gebunden. Das hat mich wirklich entsetzt, damit hatte ich nicht gerechnet.
Schröder: Was kann denn die Bundesregierung konkret tun, damit amerikanische oder britische Geheimdienste Daten von Deutschen nicht abschöpfen?
Gysi: Also das Erste ist mal, dass man keine Abkommen schafft und keine Genehmigungen erteilt, die genau das Gegenteil bewirken. Die Genehmigungen an die Firmen, diese Verwaltungsabkommen, haben eben zum Gegenteil geführt. Dann muss man, ich sage es noch einmal, das Besatzungsstatut aufheben, das können wir auch verlangen, wir sind ja ein souveränes Mitglied der Organisation der Vereinten Nationen ...
Schröder: ... welche Folgen hätte das denn?
Gysi: Ja, das hätte die Folgen, dass sie nicht aus dem Besatzungsstatut Rechte herleiten können für ihr Militär, für ihre Geheimdienste. Das ist dann vorbei. Und damit sie rechtmäßig handeln, geht es dann nur noch über Verträge mit Deutschland. Und dann hängt es wieder vom Willen der politischen Mehrheit und der Regierung ab, was sie genehmigt und was sie nicht genehmigt. Ich glaube übrigens natürlich auch, dass es ihnen sicherlich um die Fragen von Terroristen geht, aber ich glaube, es geht denen auch um Wirtschaftsspionage, es geht den USA um viel mehr. Und wer will denn das kontrollieren, woher sollen wir denn wissen, was sie mit den Daten machen, was sie damit anstellen, wofür sie sie verwenden? Weiß es die Regierung? Nein. Und wenn ich die Regierung eines Landes bin, dann ist es meine Aufgabe, meine Bevölkerung zu schützen. Und dann muss man Verträge machen, die man sogar transparent machen kann, dass man sagen kann: Das hat man ihnen erlaubt und alles andere ist unterbunden worden.
Schröder: Die NSA sagt: Wir schöpfen gar nicht massenhaft ab, sondern nur gezielt zur Abwehr von Verbrechen und Terror. Nicht glaubwürdig?
"Geheimdienste leiden darunter, dass sie alles wissen wollen"
Gysi: Ich kenne keinen Geheimdienst, der nicht sich geheimnisvoll umgibt hinsichtlich dessen, was er macht. Und warum sollen die denn das zugeben? Natürlich werden die das so sagen. Aber sie erfassen ja Daten millionenfach. Nun behaupten sie bloß - sie gucken ja gar nicht rein, sondern sie gehen da nur nach bestimmten Stichworten. Geheimdienste leiden immer darunter, dass sie eigentlich alles wissen wollen. Und dann brechen sie irgendwann zusammen, weil sie mit dem Wissen gar nichts mehr anfangen können. Aber ich bin ganz sicher, dass sie auch Wirtschaftsspionage und andere Dinge betreiben. Da sind die USA relativ hemmungslos schon immer in ihrer Geschichte gewesen, auch heute. Und dem Geheimdienst würde ich nicht trauen. Und schon deshalb, wenn wir das aufklären wollen, müssen wir Herrn Snowden als Zeugen hören.
Schröder: Unklar ist, ob die amerikanischen Geheimdienste auch in Deutschland zum Beispiel Server nutzen, um Daten auszuspähen. Welche Bedeutung hätte das, wenn das so wäre?
Gysi: Also das wäre natürlich ein starkes Stück, muss ich mal sagen, weil ja dann das Ganze nicht mehr von den USA organisiert wird, sondern direkt in Deutschland. Und das ist das, was ich vorhin meinte. Jeden Tag kommt jetzt was Neues raus, und dann ist man irgendwie entsetzt und sagt: Was, das kommt auch noch dazu und das kommt auch noch dazu. Und vor allen Dingen finde ich ja auch witzig, dass unsere Geheimdienste erklären, davon nie was gewusst zu haben. Also ich meine, das ist ja nun grotesk, das glaube ich ihnen nicht. Aber wenn sie es wirklich nicht gewusst haben, sind sie auch komplett unfähig. Also wenn die nicht mal mitkriegen, dass hier millionenfach Daten abgeschöpft werden von den USA, ja - wozu hat man denn dann Geheimdienste? Also, das kann ich mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen.
Schröder: Fühlen Sie sich von der Bundesregierung ausreichend informiert?
Gysi: Nein. Ich meine, ich kann mir schon vorstellen, die einzelnen Personen haben nicht immer alles selbst gewusst, das ist schon so. Aber die ganze Struktur stimmt doch nicht. Da passiert doch in den Ministerien vieles, und ich glaube auch die Bevölkerung glaubt weder Frau Merkel noch Herrn Westerwelle, noch dem Bundesinnenminister, dass sie diese Umstände nicht zumindest in den Grundzügen gekannt und gewusst haben, nicht im Detail, aber in den Grundzügen. Und sie eiern da ziemlich rum.
Schröder: Zuständig für die Kontrolle der Geheimdienste ist das sogenannte Parlamentarische Kontrollgremium. Da sitzen einige Abgeordnete drin. Wie können die Abgeordneten hier jetzt für Aufklärung sorgen?
Gysi: Das ist schwer, und zwar, sie haben recht, da sitzt ja auch ein Abgeordneter von uns. Das Erste ist mal, dass sie zur Verschwiegenheit verpflichtet sind. Sie machen sich sogar strafbar, wenn sie diese Verschwiegenheitsverpflichtung nicht einhalten. Dadurch ist es ja nur eine kleine Gruppe von Abgeordneten, die etwas erfährt. Aber das Zweite ist: Sie sind ja immer auf die Information der Geheimdienste angewiesen, sie wissen ja auch nicht, ob ihnen die Wahrheit gesagt wird oder ob ihnen die Wahrheit nicht gesagt wird. Deshalb ist die Fähigkeit des Parlaments, diesbezüglich wirklich zu kontrollieren, sehr eingeschränkt.
Schröder: Wäre ein Untersuchungsausschuss hilfreich?
Gysi: Das müsste man sehen, das werden wir prüfen in der nächsten Legislaturperiode. Wichtig ist nur: Es gibt so viele Zeugen, die wir aus den USA brauchten, die kriegen wir dafür nicht. Aber wenn es genügend Stoff gibt, den wir hier in Deutschland aufklären können, dann bin ich dafür. Also, wir werden das prüfen, und es spricht im Augenblick vieles dafür, dass wir einen solchen Untersuchungsausschuss bilden müssen im Deutschen Bundestag. Zum Beispiel auch mit der Frage: Wie können wir die Kontrolle durch das Parlament deutlich verbessern, also viele andere Sachen, die einen in diesem Zusammenhang beschäftigen.
Schröder: Sollte Edward Snowden auch dem Parlament, dem Parlamentarischen Kontrollgremium, Auskunft geben, würden Sie dafür plädieren?
Gysi: Ja, und wenn wir einen Untersuchungsausschuss bilden, erst recht. Ich meine, bisher hat sich alles bestätigt, was er gesagt hat. Also er scheint ja nicht zu lügen, sondern im Gegenteil. Er sorgt in gewisser Hinsicht für Aufklärung. Da müssen wir ihn natürlich auch
Innenansichten aus der vierten Gewalt, Frauen als Coderinnen und trockene Politik heiß aufbereitet
DIE BREITBAND-THEMEN AM 20.07.2013
Medien und Politik arbeiten sich an PRISM ab – und doch ist vieles noch unklar. Weil Recherchen zu Geheimdiensten überaus schwierig oder oft auch nahezu unmöglich sind, verlangt die Presse Aufklärung von ihrer eigenen Regierung. Doch diese mauert und deshalb verliert der Pressebetrieb langsam die Geduld mit Ministern und Kanzlerin.
Falk Steiner berichtet darüber für uns aus dem DRadio Hauptstadtstudio. Doch müssen sich die Medien – immerhin die vierte Gewalt – nicht auch an die eigene Nase fassen? Wie ernst nimmt die Politik Journalisten überhaupt noch? Und was hätten sie leisten müssen zur Aufdeckung und Verarbeitung der Überwachungs- und anderer Skandale? Darüber sprechen wir mit Tom Schimmeck, der seine Recherchen über das Zusammenspiel von Politik und Medien kürzlich in seinem Feature “Funkverkehr” verarbeitet hat.
In unserer Besprechung stellen wir zwei Studentinnen aus Stanford vor, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Frauen zum Programmieren zu bringen. Während Frauen in anderen Wirtschaftszweigen zumehmend in Führungspositionen streben, sind sie in der westlichen (Technologie-)Welt deutlich unterrepräsentiert – doch warum? Ayna Agarwal und Ellora Israni geben uns Antwort.
Am Ende der Sendung wird es noch einmal politisch. Nur wenige Wochen vor der nächsten Bundestagswahl ist Matthias Finger auf die Suche gegangen nach neuen Netzformaten, die Kinder und Jugendliche fürs (politische) Weltgeschehen begeistern wollen.
Die Redaktion dieser Breitband-Ausgabe hat Anja Krieger. Die Netzmusik sucht Volker Tripp aus und an den Mics erwarten Sie Vera Linß und Marcus Richter.
Bundesbankpräsident fordert Lehren aus der Zypern-Krise
Jens Weidmann im Gespräch mit Silvia Engels
Bundesbankpräsident Jens Weidmann befürwortet ein "Abwicklungsregime" für Banken im Euroraum. Daran arbeite derzeit die Europäische Kommission. Das Ziel: Für die Abwicklung von Banken in Schieflage soll es eine "Haftungskette" geben, die den Steuerzahler schont.
Silvia Engels: Herr Weidmann, das Europäische Zentralbanksystem und die Bundesbank haben spannende, sehr aufregende Zeiten hinter sich. Mit Zypern stand ein Land des Euroraums fast in der Staatspleite. Hatten Sie Angst, als die Banken wieder aufmachen sollten, dass die Zyprer die Banken stürmen werden?
Jens Weidmann: Es gab natürlich die Sorge, dass die Unsicherheit über die weitere Entwicklung Zyperns sich auch auswirkt auf das Verhalten der Anleger in Zypern. Aber es wurden ja Vorkehrungen getroffen durch Kapitalverkehrsbeschränkungen, diesen Ansturm in der Anfangszeit der hohen Unsicherheit auch einzudämmen. Und wie es sich gezeigt hat, haben diese Maßnahmen ja auch gewirkt.
Engels: Es ist nicht so weit gekommen, es gab keine langen Schlangen vor den Bankschaltern. Was hätte das bedeutet, wenn es dazu gekommen wäre, für den gesamten Euroraum?
Weidmann: Also ich glaube, es ist wichtig, aus Zypern die Lehre zu ziehen, dass Banken auch abgewickelt werden können, trotz all der Probleme auf dem Weg dahin bei der Erarbeitung des Programmes. Und das ist eigentlich ein positives Signal und sollte insofern die Unsicherheit auch begrenzen helfen.
Engels: Ist Zypern mit diesem ausgehandelten Plan, diesem Reformplan, der ja noch nicht durch alle Instanzen gegangen ist, was die zypriotische Seite angeht, das Mittel, um Zypern über den Berg zu bringen? Oder ist Zypern schon über den Berg?
Weidmann: Ich glaube, es ist wichtig, und das nicht nur in Bezug auf Zypern, sondern in Bezug auf die Krise im Euro-Raum insgesamt, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass sich die Probleme über eine sehr lange Zeit aufgebaut haben, die Ungleichgewichte, die zur Krise geführt haben, sich über eine sehr lange Zeit aufgebaut haben - und insofern auch nicht über Nacht gelöst sein werden. Also die Krise wird uns noch eine Weile begleiten, weil die strukturellen Ursachen der Krise angegangen werden müssen. Und das braucht eben Zeit.
Engels: Rechnen Sie damit, dass Zypern noch einmal einen Nachschub an Liquidität braucht?
"Die Krise wird uns noch eine Weile begleiten"
Weidmann: Die Situation in Zypern hat sich in den letzten Tagen stabilisiert. Ich würde trotzdem nicht ausschließen, dass der Liquiditätsbedarf in Zypern steigt. Kern ist aber, dass Liquidität die Probleme in Zypern nicht löst, die Probleme sind struktureller Natur. Und die Überwindung dieser Probleme wird eben eine Weile dauern.
Engels: Nun ist es ja so, dass der sehr große Bankensektor in Zypern kleiner gemacht werden soll. Darauf zielt auch das Programm, das jetzt mit dem Euroraum beschlossen worden ist. Wir haben den Eurogruppenchef Dijsselbloem gehört, der kurz nach Abschluss der Vereinbarung davon sprach, es sei eine "Blaupause". Man könne auch überlegen, bei künftigen Hilfsprogrammen stärker die Gläubiger, die Anteilseigner, aber auch die Sparer von Banken mit in dieses Hilfsprogramm einzubeziehen. Er ruderte dann zurück. Was ist es nun? Ist Zypern ein Einzelfall oder eine Blaupause?
Weidmann: Zypern ist sicherlich keine Blaupause, weil der Bankensektor in Zypern außergewöhnlich groß ist und sich auch die Finanzierungsstruktur des Bankensektors in Zypern von anderen Ländern unterscheidet. Trotzdem ist es natürlich richtig, dass bei der Stabilisierung des Bankensystems das Verursacherprinzip auch Anwendung findet, dass also diejenigen in die Verantwortung genommen werden, die auch die Entscheidungen, die zu den Problemen geführt haben, getroffen haben - dass also zunächst einmal die Eigentümer der Banken in die Haftung genommen werden, dann die Fremdkapitalgeber, aber erst ganz am Ende der Haftungskette die Einleger, und möglichst nicht der Steuerzahler, sei es der nationale oder der europäische.
Engels: Das heißt, Ihr Plan ist doch, dieses Modell, wenn es auch Zypern nicht genau ist, aber diese Idee fortzuentwickeln, dass demnächst bei künftigen Hilfsprogrammen möglicherweise auch Sparer über die Summe von 100.000 Euro, die garantiert sind, mit ihr Geld verlieren.
Weidmann: Das ist eben genau nicht das Modell. Es gibt aber Arbeiten auf europäischer Ebene an einem Abwicklungsregime. Es geht ja darum, dass wir Banken, die in Schieflage geraten sind, nicht immer mit dem Geld der Steuerzahler retten müssen, sondern dass die Banken auch verursachergerecht abgewickelt werden können, ohne eine Gefahr für das Finanzsystem darzustellen. Und deswegen geht es auch darum, in diesem Rahmen erstens die Abwicklung zu ermöglichen und die Lasten dann durch die tragen zu lassen, die die Verantwortung tragen für die Entscheidungen, die zu den Problemen geführt haben. Und daran arbeitet im Moment die Kommission, nämlich an einer Richtlinie über ein Abwicklungsregime.
Engels: Wie soll das konkret aussehen?
Weidmann: Die Arbeiten sind im Moment in vollem Gange. Es geht insbesondere eben auch darum, eine richtige Haftungsreihenfolge zu definieren. Und die Haftungsreihenfolge sieht sicherlich so aus, dass die Eigenkapitalgeber, also diejenigen, die unternehmerische Verantwortung tragen, auch die Hauptlast der Anpassung tragen müssen.
Engels: Das hieße, man würde überlegen, dass diejenigen, die in irgendeiner Form Geld in die Banken gesteckt haben, auch dann dafür haften. Und würde man diese Bank, die in Schieflage ist, im Notfall auch Pleite gehen lassen?
Ziel ist, dass man Banken nicht mit Steuergeldern retten muss
Weidmann: Na ja, das heißt zunächst mal, dass es einen Unterschied gibt in der Haftungsreihenfolge, dass also diejenigen, die unternehmerische Verantwortung tragen - das sind diejenigen, die das Eigenkapital zur Verfügung stellen -, dass die in der Haftungsreihenfolge am Anfang stehen. Und dass erst ganz am Schluss die Einleger beispielsweise stehen und die Einlagen, die unter 100.000 Euro fallen - also die durch die Einlagensicherung nach den EU-Regeln auch geschützt sind - möglichst nicht angetastet werden. Das ist die richtige Haftungsreihenfolge. Und das Ziel ist, dass man Banken, die in Schieflage geraten sind, eben nicht mehr zwangsläufig retten muss mit Steuerzahlergeldern und damit auch zu einem risikobewussteren Verhalten führt und in Zukunft möglichst Krisen weniger wahrscheinlich macht.
Engels: Das heißt, das wäre der Weg hin zu einer Bankenunion in Europa letztendlich, dass das Bankensystem und die Gläubiger dort intern für mögliche Verluste haften. Ist das Ihre Idee?
Weidmann: "Die Krise wird uns noch eine Weile begleiten" (Bild: Deutschlandradio - Nils Heider)
Weidmann: "Die Krise wird uns noch eine Weile begleiten" (Bild: Deutschlandradio - Nils Heider)
Weidmann: Nein, das ist sicherlich nicht der Kernpunkt der Bankenunion. Die Bankenunion, die ja als Begriff sehr unterschiedlich definiert wird, besteht meines Erachtens aus zwei wesentlichen Elementen. Das eine Element ist eine gemeinsame, nach einheitlichen, strengen Regeln operierende Aufsicht. Und das andere Element ist ein Abwicklungsregime, mit dem Banken eben auch abgewickelt werden können. Und dann kommen noch andere Elemente dazu, die sicherlich auch große Bedeutung haben, beispielsweise regulatorische Elemente, die verhindern, dass sich Banken mit staatlichen Risiken vollsaugen, wie das in der Vergangenheit passiert ist und was ja auch eine der Ursachen war, die bei Zypern eine Rolle gespielt haben, aber auch beispielsweise bei Griechenland.
Engels: Der deutsche Sparer denkt dann aber auch, wenn Banken abgewickelt werden können und er hat möglicherweise Einlagen über 100.000 Euro, ist sein Geld nicht sicher. Was entgegnen Sie ihm?
Weidmann: Also zunächst mal ist es doch so, dass der Sparer auch Steuerzahler ist. Und die Alternative für dieses Vorgehen ist, dass die Steuerzahler im jeweiligen Land und vielleicht auch in Europa als Ganzem geradestehen müssen für Fehler, die andere begangen haben. Und das ist eine Situation, die wir als Lehre aus der Krise verhindern wollen. Und genau deswegen geht es jetzt um ein vernünftiges Abwicklungsregime. Und dieses Abwicklungsregime schafft am Ende im Zusammenhang mit anderen Regelungen auch die Sicherheit für die Einleger in den Banken, dass ihre Einlagen dort sicher sind - beispielsweise dadurch, dass die Eigenkapitalregeln ja verschärft werden sollen über die Regulierungen von Basel III, sodass diejenigen, die am Anfang der Haftungsreihenfolge stehen, nämlich die Eigenkapitalgeber, dass die einen größeren Puffer aufbauen müssen, in den bei Problemen dann auch eingeschnitten werden kann. Das muss das Ziel sein. Also das Ziel kann nicht sein, dass die Anleger die Lasten von unternehmerischen Fehlentscheidungen tragen, oder von Bankenschieflagen. Das Ziel muss sein, das Bankensystem stabiler zu machen, durch eine bessere Aufsicht, durch höheres Eigenkapital und durch die Möglichkeit, Banken eben auch abzuwickeln, was dann auch wieder zu einem risikogerechteren Verhalten führt.
Engels: Aber selbst wenn der Sparer ziemlich weit hinten in der Haftungskette steht - wenn er darin steht, hat er Sorgen, denn ein Anleger kann ja nicht immer genau überblicken, wie sicher die Bank ist, in der er sein Geld hat.
Weidmann: Und deswegen arbeiten wir ja daran, dass das System als Ganzes stabiler wird. Also ich verstehe sehr gut, dass die Einleger nach den Diskussionen um die Rettung von Zypern unsicher geworden sind. Und dieser Unsicherheit gilt es jetzt entgegenzutreten, indem wir eben zeigen, dass durch die verschiedenen Regeln, die jetzt aufgestellt werden, eine bessere Aufsicht, solche Schieflagen, die dann auch zu einer Belastung der Einleger führen, weniger wahrscheinlich geworden sind, dass das System insgesamt sicherer geworden ist.
Engels: Auf der anderen Seite könnte natürlich die Sorg
Wenn man sich derzeit so umsieht in der politischen Klasse, dann kommen einem die etablierten Politiker und Parteien vor wie aufgeschreckte Hühner. Sie rennen umher, aufgeregt gackernd, haben besonders vor einem Angst: Vor dem Populismus. Dabei kennen sie sich doch eigentlich damit bestens aus. Westerwelle kann es, Gabriel auch, Gerd Schröder konnte verdammt populistisch sein, auch Roland Koch und und und. Woher aber dann die Aufregung um Außenseiter, die Volkes Stimme für sich in Anspruch nehmen? Vielleicht weil die echten Outsider ja nicht ihrer Inhalte wegen Resonanz finden, sondern weil sie das repräsentativ-demokratisch System an sich infrage stellen. Und das kann gefährlich werden.